Jungsammler gesucht

Der Kunstmarkt wächst nur noch im obersten Segment. Wenn die Branche nicht bald beginnt, die jungen Generationen zu gewinnen, droht eine Krise.

Gerade sind die Prestigeauktionen der großen Auktionshäuser Christie's, Sotheby's und Phillips in New York mit zahlreichen Rekordpreisen über die Bühne gegangen. Diese Woche tummelt sich die Kunstszene in Basel, wo die Art Basel samt dutzenden Nebenmessen stattfindet. Man ist also verleitet, sich von dieser Glamourwelt blenden zu lassen – dem High-End-Markt mit seinen Supermessen, Auktionsrekorden und Millionenpreisen. Sieht man näher hin, zeigt sich ein anderes Bild.

Nanne Dekking, Chairman von The European Fine Art Fair, dem zweiten internationalen Schwergewicht bei Kunstmessen, sagte im Jänner zur „Presse am Sonntag“: „Der Kunstmarkt stagniert seit rund zehn Jahren.“ Im ersten Moment scheint das überraschend, doch sieht man sich die Zahlen an, ist es sogar schlimmer: Der Markt schrumpft. Die Kunstinformationsplattform Artsy hat die Zahlen des Art Market Reports der Kunstökonomin Clare McAndrew um die Inflation bereinigt. Laut Bericht ist der weltweite Umsatz mit Kunst zwischen 2008 und 2018 von 62 auf 67,4 Mrd. Dollar gestiegen. Wird jedoch die Inflation berücksichtigt, wäre laut Artsy der Umsatz 2008 bei 74 Mrd. Dollar gelegen. Die Luxusgüterindustrie ist inflationsbereinigt zwischen 2010 und 2018 von 222 auf 334 Mrd. Dollar gewachsen.

Schwindende Mittelklasse. Berichte über große Auktionshäuser und Megagalerien erwecken den Eindruck, dass der Kunstmarkt wächst. Doch das ist nur ein Prozent des Gesamtmarktes. Tatsächlich kämpft auch die Kunstbranche mit der schwindenden Mittelklasse. Das sind einerseits die Käufer und andererseits die kleinen und mittelgroßen Galerien und Händler. Diese leiden auch unter den steigenden Kosten für Immobilien, Messen und Transport. Doch gerade sie sind wichtig für den Aufbau junger Künstler. Dessen sind sich auch die Big Player bewusst. Nicht umsonst hat die Art Basel auf Initiative von David Zwirner gestaffelte Messepreise eingeführt. Dem Vorbild sind andere Messen gefolgt. Doch nur gestaffelte Messepreise werden den Markt nicht retten. Viel wichtiger ist es, wie auch Dekking richtig erkannt hat, die junge Generation zu gewinnen. Millennials und Gen Z haben gänzlich andere Bedürfnisse und Ansichten – und da hat der Markt enormen Aufholbedarf.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.