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Von Kreuzfahrt und Kreuzzug, Kreuzklang und Kreuzweh

Kreuzweg
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Folterinstrument, Koordinatensystem, Zeichen der Christentums, Teil der Wirbelsäule, Segen und Fluch: Das Kreuz kann vieles bedeuten.

„Ab sofort stehen alle ungläubigen Schauspieler, Sänger, Sportler und sämtliche Prominenten in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen auf Todesliste des Islamischen Staates.“ Das stand in einem angeblichen Bekennerschreiben zum Anschlag auf den Bus des Fußballvereins Borussia Dortmund, und das hat, bei allem Schrecken, auch etwas Tragikomisches an sich – durch die Verwendung des Wortes „Kreuzfahrer“ statt „Kreuzzügler“ oder „Kreuzritter“: Als wollten die traurigen Islamisten, die sich laut Bekennerschreiben als „kleine dreckige Untertanen“ fühlen, um die sich die Kanzlerin nicht schert, der verhassten westlichen Gesellschaft weniger deren christliche Fundierung als die Lust am Leben vorwerfen, mit der die „Ungläubigen“ mitunter auch auf Kreuzfahrt gehen, etwa auf dem Mittelmeer.

Ja, das Kreuz ist vieldeutig: Folterinstrument und Schmuckmotiv, Koordinatensystem und christliches Zeichen, musikalisches Vorzeichen und Sternbild, Farbe der französischen Spielkarten, Symbol für Addition und Multiplikation, Segen und Fluch. Wer sich in der Kirche bekreuzigt, murmelt vielleicht schon im Gasthaus danach, wenn der panierte Fisch nicht und nicht daherkommt: „Es is halt a Kreiz“ – wie der Herr Permaneder in Thomas Manns „Buddenbrooks“, über den die Konsulin bekümmert sagt: „Aber mich dünkt, Tom, er sollte das Fluchen lassen. Verstand ich ihn recht, so sprach er in einer Weise vom Sacramente und vom Kreuze . . .“

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