Gegengift

Die Wächter erbeben wieder in der Osternacht

Hochdramatisch berichtet der Evangelist Matthäus vom leeren Grab Jesu – eine Szene voll Furcht und Freude.

Am Karsamstag dürfen wir Arbeiter im Bergwerk des „Gegengifts“ selbst im profanen Erdberg zugeben: Bei uns gibt es eine ausgeprägte Schwäche für Bibelübersetzungen. Auch noch so kleine Veränderungen schärfen das Sprachbewusstsein. Eben haben die evangelischen Kirchen und auch die katholische nach gut einer Generation wieder zeitgemäße Fassungen publiziert. Wann, wenn nicht in der Osternacht und ihrer zentralen Symbolik, kann man sie bei Lichte prüfen?

Als Evangelium wird in den Stunden vor Ostersonntag Matthäus 28, 1–10 gelesen, eine hochdramatische Stelle. Maria aus Magdala und die andere Maria kommen ans Grab Jesu. Es ist leer. Das wird den Frauen so vermittelt: Die Erde bebt, ein Engel des Herrn schwebt vom Himmel herab, tritt an das Grab, wälzt den Stein weg und setzt sich darauf. Er sieht aus wie ein Blitz, sein Gewand ist weiß wie Schnee. Im nächsten Satz gibt es in den neuen Übersetzungen eine wunderbare Nuance. Bisher haben die Wächter am Grab „vor Angst zu zittern“ begonnen. Nun aber „erbeben“ sie aus Furcht vor dem strahlenden jungen Mann. Das erfasst die Situation in all ihrer mächtigen Bedeutung.

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