Kunstlicht

Soll ein Bild des gelynchten Emmett Till zerstört werden?

Die Interpretation einer Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA - von einer weißen Malerin - sorgt für heftige Diskussionen.

Aus der Ferne wirkt die Geschichte einfach: Bei der gerade eröffneten „Whitney Biennale“ in New York, der wichtigsten Gesamtschau US-amerikanischer Gegenwartkunst, stellt die (weiße) US-Malerin Dana Schutz ein Bild aus, das auf einem historischen Foto beruht: Es zeigt das geschändete Gesicht des 14-jährigen Schwarzen Emmett Till, der 1955 von zwei Weißen in Mississippi gefoltert und ermordet wurde. Die Täter wurden freigesprochen, die Proteste dagegen gelten als Beginn der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Emmett Till steht seither für Rassismus in Gesellschaft und Justiz, Bob Dylan sang darüber und angesichts der wieder aufkeimenden Unruhen der vergangenen Jahre in den USA ist die Geschichte wieder präsenter denn je.

Die Mutter Emmett Tills bestand damals auf dem offenen Sarg, damit „die Welt sieht“, was ihrem Sohn angetan wurde. Die Fotos des Begräbnisses wurden zuerst im „Jet Magazin“ veröffentlicht, einem Magazin der schwarzen Community. Das ikonische Bild aus dieser Fotostrecke, den Blick in den offenen Sarg, malte voriges Jahr Dana Schutz unter ihrem Eindruck erneuter politischer Dringlichkeit. Seine Ausstellung bei der Whitney Biennale sorgte jetzt für einen unüblich heftigen Protest-Brief: Gefordert wurde nicht nur die sofortige Entfernung des Bildes, sondern auch dessen Zerstörung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.