Der Abgang war peinlich, am Ende aber ist es eine Erleichterung: Eike Schmidt bleibt wo auch immer. Jetzt gibt es die Möglichkeit, das Unrecht an Haag zu korrigieren.
Liminalität. Schwellenzustand. Dieses Wort hätten wir jetzt also auch gelernt. Es ist das Motto der Tagung des Vereins der österreichischen Kunsthistoriker, der am Donnerstag beginnt. Dass diese Veranstaltung eine derartige Aktualität bekommt, gibt den Ausnahmezustand wieder, in dem sich die österreichische Museumsszene seit Dienstag befindet. Seit bekannt wurde, dass Eike Schmidt, seit zwei Jahren designierter Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, exakt einen Monat vor Amtsantritt dem Museum mitteilte, dass er doch nicht kommen werde: Ciao! Peinlich. Noch dazu, da am Mittwoch bekannt wurde, dass er die Kommunikation über seinen anscheinenden Verbleib in den Uffizien noch nicht einmal mit dem italienischen Kulturministerium abgestimmt hatte.
Liminalität. Schwellenzustand. Darüber soll gerade besagter Eike Schmidt Donnerstag abend bei der Eröffnung besagter Kunsthistorikertagung im Semperdepot sprechen, ursprünglich noch geplant als sein erster großer Auftritt als KHM-Direktor. Und ja, trotz der alle Parteien übergreifenden Empörung über sein Verhalten, werde er diesen Vortrag auch halten. Hieß es zumindest am Mittwoch noch. Was bei Eike Schmidt nicht heißt, dass er nicht doch eine Minute vorher absagt, wie wir jetzt wissen. Viel Spaß bei den nächsten Karriereschritten.
Schwellenzustand ist jedenfalls genau die labile Situation, in die Schmidt das KHM die vergangenen zwei Jahre gestürzt hat. Seit er vom damaligen Kulturminister Thomas Drozda (SP) völlig überraschend bestellt wurde, ihm von diesem sogar das Recht eingeräumt wurde, seinen Posten fast zwei Jahre später anzutreten, damit er seinen laufenden Vertrag in den Uffizien noch erfüllen könne. Was für eine entbehrliche Farce.