Von Chili kriegt man Magenweh

Chili brennt zweimal, wissen Freunde der indischen Küche. Eine Theorie, die man sich auf dem Küniglberg zu widerlegen anschickt: Dort schmeckt die Schote schal – dafür sorgt sie bei den Verantwortlichen für Magenschmerzen in Permanenz.

Richard Grasl z.B.: Der bürgerliche Hoffnungsträger für höhere ORF-Weihen ist für Finanzen zuständig – und hat die Bauabteilung angewiesen, dass Investitionen künftig vorab zu genehmigen sind. Das sei, wird betont, keine „Lex Chili“. Aber erstaunlich ist es doch, dass das erst im Jänner gestartete Society-Format, das mit einem sündteuren Stadt-Studio ausgestattet wurde, um weitere 75.000 Euro angesucht haben soll. Stimmt's, dann ist es gut, dass Grasl einen Riegel vorschiebt. Ist's ein Gerücht, ist's auch nicht besser, weil ein Beweis für den Sumpf im ORF.

Auch Werbechef Franz Prenner blickt sorgenvoll auf „Chili“ – er fordert mehr Reichweite auf dem Sendeplatz: Am Donnerstag haben wieder nur 96.000 zugeschaut. Verantwortlich dafür ist: niemand. „Chili“-Macher Dominic Heinzl betont, er halte sich „auf Punkt und Beistrich“ an Vorgaben und Vertrag. Programmdirektor Wolfgang Lorenz stellt klar, dass die Sendung von Anfang an Chefsache war. Manche verweisen ganz im Ernst auf die karge heimische Promi-Landschaft – die Frage, wozu dann ein zweites Society-Format neben „Seitenblicke“ gut sein soll, bleibt unbeantwortet. Darüber, dass „Chili“ zeitlich nicht „optimal“ programmiert ist, herrscht übrigens seltene Einigkeit.


Mittlerweile liegt die rote Schote auch der Aufsichtsbehörde im Magen: Der Bundeskommunikationssenat prüft, ob der Werbeblock zwischen „Backstage“ und „Chili“ unerlaubte Unterbrecherwerbung ist. Eine Verurteilung könnte der ORF zum Anlass nehmen, das Format zu erneuern und/oder einen anderen Sendeplatz zu suchen. Wegen Erfolglosigkeit eingestellt (wie „Mitten im 8en“, das beim Publikum kaum schlechter abgeschnitten hat) wird „Chili“ sicher nicht. Da scheinen sich manche lieber für das Magengeschwür als für die nochmalige öffentliche Blamage entschieden zu haben...

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2010)

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