Zehn einfache Ideen zur Verbesserung Österreichs

Ferien, Verkehrsschilder, ein fleischloser Tag an den Schulen: einige kurze, schmerzlose Ideen für ein Land im Stillstand.

Nicht erst seit dem neuen Regierungsabkommen zwischen SPÖ und ÖVP, sondern schon seit vielen Jahren wissen wir, dass es in diesem Land zu keinen größeren Reformen kommen kann. Wir wollen daher einmal nicht von Pensionsreformen und Budgetsanierung oder von Schul- und Gesundheitsreformen reden, schon gar nicht von Finanzausgleich und höchst wünschenswerter Entmachtung der Länder. Stattdessen machen wir einige bescheidene Vorschläge, die dennoch helfen könnten, Österreich zu verbessern.

Eins. Jeder kennt den Kalauer: „Welche beiden Gründe gibt es, Lehrer zu werden? Juli und August!“ Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass auch viele Lehrer neun Wochen Sommerferien für pädagogisch unsinnig halten. Für viele Eltern, die im ganzen Jahr nur fünf Wochen Urlaub haben, sind sie ein organisatorisches Problem. Daher: Verkürzung der Sommerferien auf sieben Wochen und vier bzw. fünf Tage Herbstferien vor bzw. nach Allerheiligen.

Zwei. Wie kommen eigentlich die Kinder aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland dazu, die Energieferien immer in der ersten Februarwoche zu haben, in der es meistens eiskalt ist, jedenfalls im Schnitt kälter als in der dritten? Die Ländergruppen Ost, Mitte, West sollten im Turnus die drei Wochen abwechselnd festlegen. Außerdem ist es unsinnig, schon drei Wochen nach den ohnehin zu langen Weihnachtsferien wieder mit einer Ferienstaffel zu beginnen. Die sogenannten Energieferien sollten daher von der zweiten bis zur vierten Februarwoche angesetzt werden. Der Tourismuswirtschaft geht es gut genug, als dass man sich von ihrem erwartbaren Gejammer beeindrucken lassen sollte.

Drei. Nirgends geriert sich der moderne Bevormundungs- und Bemutterungsstaat so penetrant und zugleich lächerlich wie auf der Autobahn. Die Asfinag fühlt sich berufen, uns ständig moralisch zu belehren. „Drängeln tötet“, lesen wir neuerdings auf einem Plakat, das einem wohl Schrecken einjagen soll. Man muss eher lachen, wenn man die zerbeulten Autos sieht, die durch die Geisterhand des Grafikers dekorativ zur Form eines Kreuzes – wie passend! – geballt sind. Außerdem ist der Text falsch. Wenn drängeln absolut tödlich wäre, wie das Plakat behauptet, müssten jeden Tag hunderte Tote auf Österreichs Autobahnen herumliegen. Was lernt man daraus? Asfinag-Warnungen kann man unbeachtet lassen.

Man hat den Eindruck, dass sich die Asfinag die ständig neuen überflüssigen Mitteilungen nur ausdenkt, um ihre teuren Anlagen zu rechtfertigen. Da fährt man schon viele Kilometer im strömenden Regen und wird dann betulich darauf hingewiesen: „Nässe“. No na, wenn's regnet. Oder: Es herrscht starker Wind, und man wird ermahnt: „Wind. Angepasst fahren!“ Darf man irgendwann oder irgendwo nicht angepasst fahren?

Vier. Mit den vielen überflüssigen Verkehrszeichen macht man den Verkehr nicht sicherer, sondern verleitet die Autofahrer nur dazu, sich an die Verkehrszeichen nicht zu halten, da sie ohnehin keinen Zweck haben. Wozu dient etwa das Zeichen: 130 im rotgeränderten Kreis? Gilt nicht überall in Österreich auf den Autobahnen die Höchstgeschwindigkeit von 130? Die Logik der österreichischen Verkehrszeichen ist doch, dass nach dem durchgestrichenen 80 oder 100 wieder automatisch 130 gilt. Außer der allgemeinen Begrenzung auf 130 und den 30er-, 60er- oder 80er-Beschränkungen auf Baustellen braucht man auf der Autobahn überhaupt keine Geschwindigkeitsbeschränkungen. Diese ergeben sich von selbst aus der Verkehrslage und den Wetterbedingungen.

Fünf. Österreich leistet sich bei 8,5 Millionen Einwohnern zehn gesetzgebende Körperschaften. Bayern kommt bei elf Millionen Bewohnern mit einer aus. Die wenigen Gesetzgebungskompetenzen der Länder können sie ruhig an den Bund abtreten, wenn sie dafür Vollziehungskompetenzen dazubekommen. Die Landtage abzuschaffen hat sogar einer der Proponenten des Demokratie-Volksbegehrens vorgeschlagen. Sie würden nur denen abgehen, die jetzt als Abgeordnete gut verdienen.

Sechs. Die Forderung, den Bundesrat abzuschaffen, ist schon oft erhoben worden, dass man sich fast geniert, sie zu wiederholen. Der Bundesrat dient bekanntlich nur dazu, abgehalfterten Politikern oder solchen, die man im Nationalrat nicht brauchen kann, zu einem schönen arbeitslosen Einkommen zu verhelfen. Die Länder sind durch die Landeshauptleute machtvoll genug gegenüber dem Bund.

Sieben. Die Abschaffung von Feiertagen gilt den Österreichern, die sich für immens arbeitsam halten, geradezu als gefährliche Drohung. Dennoch wäre ein vernünftiger Rhythmus von längeren Arbeitsperioden und Ferienzeiten anstatt der Hektik von allerlei Zwischenferien und den ominösen österreichischen Fenstertagen eine ökonomisch und sozialhygienisch sinnvolle Maßnahme. Eine realistische Liste von vier abzuschaffenden Feiertagen könnte sein: 6. Jänner. Der Tag dient nur dazu, einen Endpunkt für die ohnehin viel zu langen Weihnachtsferien zu setzen. Christi Himmelfahrt: In Italien wird dieser Feiertag an einem Sonntag gefeiert. 26. Oktober: Wandern kann man auch an jedem anderen schönen Herbsttag. Schließlich der 8. Dezember: Der Tag ist als Feiertag völlig ausgehöhlt, auch die Kirche kann mit der jetzigen Form keine Freude haben.

Acht. Vor Jahrzehnten gab es in der Steiermark einen Schulinspektor, dessen erster Weg bei einem Schulbesuch auf die Toilette war. Wenn er sie gesehen hatte, wusste er, wie die Schule geführt wurde. Die heutigen Inspektoren sollten sich ihn zum Vorbild nehmen, dann wäre es nicht mehr möglich, dass in öffentlichen Schulen die Toiletten nicht geputzt werden, weil sich manche Direktoren nicht trauen, das dem Schulwart anzuschaffen. Eine ordentlich geputzte Toilette für ihre Kinder zu verlangen ist nicht die „Flause von Hausfrauen, die keine anderen Sorgen haben“, wie ein Direktor sagte, sondern sollte ein hygienischer und damit gesundheitsrelevanter Mindeststandard in einem zivilisierten Land sein, das Österreich ja sein möchte.

Neun. Ausnahmsweise fällt den notorischen Weltverbesserern von den Grünen auch etwas Vernünftiges ein: Sie haben den Spott nicht verdient, der über sie ausgegossen wurde, als sie in Deutschland den Vorschlag machten, in Schulkantinen an einem Tag nur fleischlose Kost zu servieren. Man muss diesem Tag ja nicht den blöden Namen Veggie Day geben und soll den Freitag dafür hernehmen. Damit würde man ein altes Kulturgut wiederbeleben, das seine Erfinderin, die katholische Kirche, leider achtlos weggeworfen hat. Bei manchen kirchlichen Feierlichkeiten gibt es ausgerechnet am Freitag besonders üppige Fleischbuffets.

Zehn. Auch die EU könnte einen kleinen Beitrag zur Verbesserung Österreichs leisten. Anstatt mit Fünf-Euro-Münzen herumzuexperimentieren, sollte sie lieber endlich eine Zwei-Euro-Note einführen. Immerhin hat es früher die Zwanzig-Schilling-Note gegeben, die ungefähr den Wert hatte, den heute ein Zwei-Euro-Stück hat. Wenn die Amerikaner sogar für einen Dollar eine Note haben, sollten den Euro-Europäern zwei Euro auch eine wert sein.

DER AUTOR

E-Mails an: debatte@diepresse.com

Hans Winkler war langjähriger
Leiter der Wiener Redaktion der
„Kleinen Zeitung“.

Debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2013)

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