Zur Vielfalt der deutschen Sprache in Österreich

Replik zum Gastkommentar "Sprachforschung: Zurück ins 19. Jahrhundert" von Rudolf Muhr vom 22. September.

Dieser Gastkommentar von Rudolf Muhr zeugt von vielem, vor allem aber von Unkenntnis, insbesondere was die Einwerbung von (öffentlich ausgeschriebenen) Forschungsgeldern für Spezialforschungsbereiche (SFB) im Allgemeinen sowie den vom FWF jüngst bewilligten SFB „Deutsch in Österreich“ im Speziellen betrifft. Hier nur einige Punkte, die einer Richtigstellung bedürfen:

Was die mehr als fehlerhafte Darstellung von Herrn Muhr im Hinblick auf die FWF-Vergabepraxis von SFB-Forschungsgeldern betrifft, hat der FWF selbst in einer Replik bereits sehr klare Worte formuliert (siehe die Replik von Prof. Christine Mannhalter am 24.9.).

Im Jahr 2015 hat sich in einem hoch kompetitiven Beantragungsprozess lediglich ein SFB durchsetzen können. Dieser SFB mit dem Titel „Deutsch in Österreich. Variation – Sprachkontakt – Perzeption“ setzt sich aus insgesamt neun Teilprojekten zusammen, die an den Universitäten Wien, Graz und Salzburg in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt sind.

Nicht nur der gesamte SFB, sondern auch jedes einzelne dieser Teilprojekte samt Projektleitung hat sich dem internationalen Begutachtungsverfahren stellen müssen. Der SFB ist auf acht Jahre angelegt. Die vielfältigen und breit angelegten Vorerfahrungen der Konsortiumsmitglieder, ohne die eine Projektleitung in einem SFB des FWF nicht denkbar wäre, zeigen sich in ihren umfangreichen Publikationen und bereits durchgeführten bzw. laufenden und sehr erfolgreichen Forschungsprojekten, nicht zuletzt zur Variation im Standarddeutschen (z. B. „Variantenwörterbuch des Deutschen“, „Variantengrammatik des Deutschen“ u. v. m.). Als Kooptierte gehören zudem mehr als 40 renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland zum SFB-Forschungsteam, unter denen sich zahlreiche Experten aus Österreich befinden.

Die Inhalte und Ziele des SFB kritisiert Herr Muhr ebenfalls recht forsch – obwohl ihm auch diese offenbar nur bruchstückhaft bekannt bzw. verborgen geblieben sind. Hauptziele dieses SFB sind die Erforschung 1) der im Vergleich einmaligen Vielfalt des Deutschen in Österreich (die als sprachliche Ressource begriffen wird), 2) des Kontakts zwischen Sprachen und Sprachvarietäten in Österreich (die nicht nur für den aktuellen Sprachwandel, sondern auch im Kontext sprachlicher Identität von höchster Relevanz sind) sowie 3) der Wahrnehmungen von und Einstellungen gegenüber den verschiedenen Varietäten und Sprachen im Land, die vor allem im Bildungsbereich von nicht mehr zu übersehender Bedeutung sind.

Die Forschungsfragen sind dabei natürlich von Hypothesen geleitet, aber nicht von Vorannahmen gesteuert. Zum Einsatz kommen verschiedene methodische Zugänge, die insgesamt von den Gutachterinnen und Gutachtern nicht nur als State of the Art, sondern auch als höchst innovativ beurteilt wurden.

Im Namen des SFB-Konsortiums sowie der Rektorate der beteiligten Universitäten:

  • Prof. Dr. Alexandra N. Lenz, SFB-Sprecherin (Institut für Germanistik, Universität Wien)
  • Prof. Dr. Stephan Elspaß, Ko-Sprecher (Institut für Germanistik, Universität Salzburg)
  • Prof. Dr. Gerhard Budin (Zentrum für Translationswissenschaft, Universität Wien)
  • Prof. Dr. Stefan M. Newerkla (Institut für Slawistik, Universität Wien)
  • Prof. Dr. Arne Ziegler (Universität Graz)

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