Warum eigentlich nicht gleich die Monarchie?

Jubiläen am laufenden Band – aber vorher kommt die Neubesetzung der Hofburg.

Wir Österreicher blicken hoffnungsvoll und zuversichtlich in unsere Vergangenheit! Die Republik schmückt sich mit einer Hofreitschule und ihre roten Funktionäre mit dem Hofratstitel. In der Hofburg residiert zwar noch ein Sozialdemokrat, aber nicht mehr lange. Und der Kaiserschmarrn gilt mittlerweile weltweit als unser Nationalgericht. Warum also nicht gleich die Monarchie?

Der Zeitpunkt ist günstig, die Völker in den Kernländern ebenso wie unsere Beutegermanen in den Okkupations- und Inundationsgebieten Seiner Majestät lechzen nach Reinkarnation des Kaiserreiches von Gottes Gnaden.

Wie gehen wir nun vor? Die Geheimräte des Kronrates durchforsten alle Stammbaumbestände nach einem throntauglichen Stammhalter, und dieser wird durch vatikanische Salbung zum Kronprinzen gekürt.

Des Kaisers zwölf Jäger

Die Restauration könnte so ablaufen, wie seinerzeit 1918 der Königsputsch: Seine Majestät Kaiser Karl selig (mittlerweile auch tatsächlich seliggesprochen) marschiert an der Spitze der Heeresschar seiner insgesamt zwölf Kaisertreuen gegen Budapest. Der bürgerliche Reichsverweser Horthy, das Reich der Verwesung preisgebend, soll den unrechtmäßig bestiegenen Thron räumen. Seine Majestät bietet Horthy als Abdankungsabfertigung den Orden „Das Goldene Vlies aus Zackelschafwolle am Bande“ und den Adelstitel „Baron von Csepel und Jásznagykuncsörömpö“ an.

Diesem Muster folgend sollten wir unverzüglich in Wien einmarschieren. Zum Kampfeinsatz genügen zwölf Mann Kaiserjäger; allerdings muss vorher dieser Begriff in den Medien klargestellt werden: Kaiserjäger machen nicht Jagd auf den Kaiser, sie sind des Kaisers Jäger, vergleichbar mit Kammerjägern, die in den Speisevorratskammern der Hofküche zur Jagd auf republikanisches Ungeziefer eingesetzt werden.

Ein Haus für Ballspiele

Das Ziel der Restauration hat bereits Seine Kaiserliche Hoheit Erzherzog Otto selig seinerzeit für unsere Republik vorgegeben, als er im Jahr 1937 sich selbst zum Justizkanzler vorgeschlagen hat: die Fusion der beiden Ämter Bundeskanzler und Bundespräsident in der Hofburg. Damit bekommt auch das Ballhaus am gleichnamigen Platz seine ursprüngliche Funktion zurück: ein Haus für Ballspiele der allerhöchsten Herrschaften.

Die Zeit war für die Thronbesteigung stimmungstechnisch noch nie so positiv wie in diesen Tagen. Bester Beweis dafür sind die hohen Einschaltquoten der ORF-Serie „Wir sind Kaiser“ einschließlich Hofzeremonienmeister von Seyffenstein.

Unsere Strategie sollte zweigleisig angelegt werden: Der sozialdemokratische Kanzler Werner Faymann erhält als Lohn für seine Abdankung den Orden „Das Goldene Vlies aus Gamsbartborsten am Bande“ und den Adelstitel „Baron von Oberlaa und Gänsehäufl“.

Der hoftreue Baumeister Richard Lugner (der eigentlich längst schon den Titel „Professor“ verdient hätte) ist bereits unser Strohmann als Kandidat für die Hofburg. Er gewinnt kraft seiner medienbekannten majestätischen Ausstrahlung haushoch die Präsidentschaftswahl und bleibt unser Platzhalter bis zur Krönung.

„Augenweide des Volkes“

Als Dank für seine royale Loyalität wird der Baumeister schließlich auf allerhöchsten Wunsch zum „Mediensprecher des Hofes“ und seine „Spatzi“ zur „Augenweide des Volkes“ inauguriert.

Treue Untertanen, es ist höchste Zeit! In unserem Lager ist Österreich!

Univ. Prof. Dr. phil. Dr. agr. h. c. Antal Festetics studierte Zoologie in Wien und lehrt Wildbiologie an der Universität Göttingen.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2016)

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