Erfolgreich lernen: Auf die Lehrkraft kommt es an!

Wie wir mit 127.000 Lehrkräften im Land umgehen, ist essenzielle Frage.

Landesweit sind seit dieser Woche Schulferien, und damit ist auch im ganzen Land wieder der Urlaubsneid ausgebrochen. In den sozialen Medien häufen sich die Postings, in denen erklärt wird, warum Lehrkräfte neun Wochen Sommerurlaub nicht verdient hätten.

Über die Länge von Schulferien lässt sich zwar trefflich diskutieren, ich schlage aber vor, über die wichtigste Zutat zum Schulerfolg unserer Kinder zu sprechen: über die Lehrkräfte. Die OECD liefert dazu die passende Sommerlektüre. Unter dem Titel „Effective Teacher Policies – Insights from Pisa“ gibt sie Empfehlungen dazu ab, unter welchen Rahmenbedingungen Lehrkräfte am wirksamsten arbeiten können.

Was die erfolgreicheren Pisa-Länder beispielsweise gemeinsam haben, so die Autoren der Studie, ist Wertschätzung für den Berufsstand. In Ländern mit guten Pisa-Ergebnissen fühlen sich Lehrkräfte vom Großteil der Gesellschaft wertgeschätzt. Diese drückt sich nicht nur im Gehalt aus (dort liegt Österreich über dem OECD-Durchschnitt), sondern auch darin, welches Ansehen der Lehrberuf in der Gesellschaft genießt.

Die Top-Pisa-Länder unterstützen Junglehrer durch ein professionelles Netzwerk aus erfahrenen Mentoren und häufiges, präzises Feedback von Kollegen. In sechs Jahren Training für mehr als 250 Quereinsteiger in den Lehrerberuf konnte ich genau das beobachten: Die Kombination aus externen Mentoren und Feedback durch erfahrene Lehrer hat besonders im ersten Unterrichtsjahr großen Einfluss auf den Erfolg als Lehrkraft.

Lebenslanges Lernen ein Muss

Lebenslanges Lernen gilt auch für Lehrkräfte. Denn das Ausmaß an Weiterbildungsmaßnahmen einer Lehrerin steht in Zusammenhang mit dem Erfolg ihrer Schüler. Quantität ist dabei aber nicht alles. Die effektivsten Weiterbildungsformate finden in der eigenen Schule statt und beinhalten die Möglichkeit, neue Techniken und Methoden sofort auszuprobieren.

Jobrotation im Schulkontext

Einen Schritt weiter gehen die ostasiatischen Länder Japan und Südkorea mit dem Prinzip Jobrotation im Schulkontext. Lehrkräfte müssen dort alle fünf Jahre den Schulstandort wechseln. Die Japaner und Koreaner stellen damit sicher, dass die besten Lehrkräfte des Landes gleichmäßig auf alle Schulen verteilt werden und statistisch gesehen jedes Kind die gleichen Chancen auf gute Lehrer hat.

Dieser Ansatz adressiert eine der größten Herausforderungen unseres Bildungssystems. Denn Lehrer zu sein ist gerade an jenen Schulen besonders herausfordernd, an denen die Kinder und Jugendlichen weniger Halt, weniger Vorwissen und Perspektiven von zu Hause mitbringen.

In den meisten OECD-Ländern unterrichten die erfahrensten und motiviertesten Lehrer lieber Kinder aus Familien mit viel Bildung und höheren Einkommen. Dadurch vergrößert sich der ohnehin vorhandene Kompetenzunterschied zwischen Schülern unterschiedlicher sozialer Herkunft weiter: In Österreich sind Kinder von Akademikern Kindern von Pflichtschulabsolventen bereits als Zehnjährige im Lernfortschritt bis zu drei Jahre voraus.

Konzepte dagegen gibt es viele. Die Pisa-Studie der OECD zeigt uns aber wieder einmal, dass die effektivsten Ansätze jene sind, die bei der Lehrkraft beginnen. Die Frage, wie wir mit den 127.000 Lehrkräften im Land umgehen, ist also essenziell. Die Länge von Sommerferien ist da nur ein Teilaspekt – und vermutlich nicht der gewichtigste.

Gebhard Ottacher (geboren 1975) studierte an der Uni Wien. Er ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Teach For Austria.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2018)

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