Man muss die Lehrpersonen stärken!

Was gegen den Fachkräftemangel zu tun ist.

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„Die Presse“ (vom 11. 7., „Österreich lockt Ausländer mit Jobs“) ist die einzige Tageszeitung, die als einen Hauptgrund für den Fachkräftemangel das Bildungssystem nennt. Erst kürzlich hat das IHS eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass es weit mehr junge Menschen ohne Pflichtschulabschluss gibt, als den regierungsoffiziellen Statistiken zu entnehmen ist. Dieses Faktum ist doppelt alarmierend, in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht wie auch auf das Individuum bezogen:

1. Wer keinen Pflichtschulabschluss geschafft hat, beherrscht das Lesen, Schreiben und Rechnen nicht im alltags- und berufstauglichen Ausmaß und hat sich nie das konsequente Lernen angeeignet. Untersuchungen zeigen, dass jene, die nicht in der Schule das Arbeiten gelernt haben, die daraus entstehenden Defizite meist nicht mehr aufholen können – sie fallen auf dem Arbeitsmarkt durch. Das befeuert den Fachkräftemangel.

2. Menschen mit suboptimaler Allgemeinbildung führen meist kein selbstbestimmtes Berufs- und Privatleben, belasten die Sozialbudgets, haben eine reduzierte Lebenserwartung. Die soziale Sprengkraft einer steigenden Zahl von in Schule, Beruf und Privatleben gescheiterten Menschen darf nicht unterschätzt werden. Das Importieren von Fachkräften aus dem Ausland bewirkt in Bezug auf diesen Aspekt genau gar nichts.

Was zu tun ist, weiß man sehr genau. Man muss die Lehrpersonen auf allen Ebenen stärken. Nur ihnen kann es gelingen, die Eltern in die schulische Mitverantwortung zurückzuholen, aus der sie die Bildungspolitik seit den 1970ern aktiv hinausgedrängt hat. Der weltweit rekordverdächtig verworrene Schulverwaltungsföderalismus ist zu entstören, der seine Wurzeln im staatlichen Spitzelwesen der k. u. k. Monarchie hat und in den Schulen die heute unabdingbar nötige, effizient kontrollierte Rundumschulautonomie verhindert!

Prof. Ernst Smole ist Leiter des Nikolaus-Harnoncourt-Forums in Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2019)

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