Gescheiterter Herr über das Klima

Yvo de Boer, als Chef der UN-Klimaorganisation UNFCCC mitverantwortlich für das Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen, tritt zurück.

Er ist eigentlich ein gebürtiger Wiener: Yvo de Boer, derzeit noch Generalsekretär der UN-Klimaschutz-Organisation UNFCCC, kam 1954 als Sohn einer niederländischen Diplomatenfamilie in Österreich zur Welt. Mit seinen Eltern kam er naturgemäß sehr viel in der Welt herum, in Großbritannien besuchte er ein Internat, erst für das Studium ließ er sich in den Niederlanden nieder.

Dort arbeitete er sich in der Umweltpolitik nach oben, er war unter anderem maßgeblich für die Erarbeitung der EU-Position für das Kyoto-Protokoll verantwortlich. Im Jahr 2006 kletterte in der Karriereleiter ganz nach oben: Er wurde Chef der UNFCCC – nachdem seien Vorgängerin, die Landsfrau Joke Waller-Hunter, überraschend verstorben war. In dieser Position erarbeitete er sich – auch durch seine klare Sprache – viel Respekt. Sein Verhalten war nicht immer diplomatenlike: Bei der Klimakonferenz in Bali 2007 soll er mit Tränen in den Augen den Raum verlassen haben, nachdem er von einem chinesischen Diplomaten scharf für seine Vorsitzführung kritisiert worden war.

Der Höhepunkt von de Boers Karriere hätte der UN-Klimagipfel von Kopenhagen im Dezember des Vorjahrs werden sollen. Dieser geriet bekanntlich zu einem Misserfolg, de Boer schloss damals einen Rücktritt aber definitiv aus. Nicht einmal zwei Monate später kam es nun anders: Er gab am Donnerstag bekannt, dass er per Juli zum Beratungsunternehmen KPMG wechseln und an Universitäten lehren werde. ku

ZUR PERSON
Name: Yvo de Boer

Geboren: 1954 in Wien

Position: Bis Juli 2010 Generalsekretär
der UN-Klimaorganisation UNFCCC. [EPA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2010)

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