Der Zauber der Entzauberung

Fußballgala als spanische Nacht. Aber Messi macht alle zu Verlierern.

Die Gala des Weltfußballverbandes war wie schon in den vergangenen Jahren ein berauschendes Fest, letztlich wurde sie zu einer spanischen Nacht. Die Iberer dominieren seit 2008, sie stellen mit dem FC Barcelona die beste Vereinsmannschaft, die es je gegeben hat. Zumindest spielt das Team aus Katalonien den attraktivsten Fußball, den man sich derzeit nur vorstellen kann. Und über allen thront Lionel Messi, der geniale Ballkünstler, der bereits zum vierten Mal in Folge allen die Show gestohlen hat.


Ob Messi über einen Pele oder Maradona zu stellen ist, diesen Streit überlassen wir Experten. Fest steht, dass Cristiano Ronaldo erneut zu den Verlierern gehört. Auch er schießt Tore wie am Fließband, er hat eine mehr als tadellose Europameisterschaft mit Portugal gespielt, obendrein auch den spanischen Meistertitel gewonnen. Aber der Exzentriker, der längst so mannschaftsdienlich wie noch nie spielt, scheint gepachtet zu haben, sich mit dem Schicksal des ewigen Zweiten abfinden zu müssen. Dass er ins „Dream Team“ gewählt wurde, ist nur ein schwacher Trost.

Sein Trainer, José Mourinho, hat die Niederlagen für Real Madrid kommen gesehen. Er hat auf einen Besuch in Zürich verzichtet, Auszeichnung hätte es für ihn auch keine gegeben. Dass ausgerechnet Tormann Iker Casillas, mit dem er auf Kriegsfuß steht, zum besten Schlussmann gekürt wurde, hätte ihn ohnedies nur zur Weißglut getrieben. Mourinho muss aufpassen, dass er sich in Madrid nicht zum Narren macht – der keinen Erfolg mehr hat. Das größte Problem des Startrainers heißt aber Messi. Er verzaubert die Fußballwelt – und entzaubert Mourinho. Bleibt nur die Flucht nach England.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2013)

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