Kommentar: Neue Köpfe für die Opposition

In Niederösterreich hat es die ÖVP abermals geschafft, SPÖ, FPÖ und Grüne an die Wand zu drücken.

Erwin Pröll Superstar: Die letztlich nicht völlig überraschende Nachricht aus St. Pölten an diesem Sonntag, dass Erwin Pröll seine absolute Mehrheit gehalten hat, überschattet ein anderes, damit korrespondierendes Faktum: Das extrem schwache Abschneiden der bisherigen drei traditionellen Oppositionsparteien.

Immerhin hat es Frank Stronachs Trupp - der zurückhaltend ausgedrückt zumindest als inhomogen zu bezeichnen ist - doch geschafft, aus dem Stand in Niederösterreich Grüne und auch FPÖ an Stimmen zu überflügeln. Aus dem Stand! Das kommt einer Art politischer Bankrotterklärung, einem Misstrauensvotum für die bisherige Arbeit aller drei Oppositionsfraktionen im niederösterreichischen Landhaus gleich.

Der SPÖ ist das „Kunststück" gelungen, ihr bisher schlechtestes Ergebnis aus dem Jahr 2008 sogar noch einmal zu unterschreiten. Die Alleinschuld jetzt dem farblosen und rhetorisch nicht gerade blendend aufgestellten Spitzenkandidaten Sepp Leitner zu geben, wäre natürlich zu wenig. Trotzdem: Er müsste - nehme der SP-Landeschef den Wählerwillen dieses Tages wirklich ernst - wohl genauso auf der Stelle zurücktreten wie seine blauen und grünen Mitstreiter Barbara Rosenkranz und Madeleine Petrovic. Die beiden Frontfrauen haben nicht nur im Wahlkampf überaus unglücklich agiert. Weshalb es den Grünen trotz des immer stärker wachsenden sogenannten Speckgürtels rund um Wien mit seiner Melange aus Urbanem und Ländlichem nicht gelingt, in Niederösterreich zu punkten, bleibt rätselhaft.

Ja, mag schon sein, dass das Land Niederösterreich klare Verhältnisse und eine starke Führung braucht. Die hat es in den vergangenen fünf Jahren gehabt - und die wird es auch in den nächsten fünf Jahren behalten. Spruch des Wählers vom Sonntag. Das Land Niederösterreich braucht aber auch eine starke Opposition. Personell genauso wie inhaltlich. Schließlich wollen Männer wie Erwin Pröll ja auch gefordert werden. Aber wirklich.

E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.