Olympia hätte ernsthaften Diskurs verdient

Europa scheitert daran, die Idee der Spiele zu vermitteln.

Nehmen wir einmal an, nur für einen klitzekleinen Moment, die Frage nach der Bewerbung Wiens um die Olympischen Spiele wäre nicht bloß jenes verzweifelte Gaukelspiel gewesen, mit dem die Illusionisten in der Stadtregierung ihrer Volksbefragung einen Abglanz von Substanz verleihen wollten. In dem Fall müsste man sagen: Ewig schade, dass die Wiener die Bewerbung – ersten Ergebnissen zufolge – deutlichst abgeschmettert haben.

Denn die olympische Idee hätte verdient, auch in Zukunft in den demokratisch entwickelten Staaten des Westens ihren Platz zu finden. Derzeit deutet aber vieles darauf hin, dass es in Zukunft fast ausschließlich nur noch die autokratischen Systeme der Welt sein werden, die milliardenschwere Großevents umsetzen können – Machtdemonstration mit weltweiter Propaganda inklusive.

Während Staaten wie Russland oder China ohne Rücksicht auf Protest und Bürgerrechte teure Sportstätten in die Welt pflanzen können, scheitert Westeuropa – etwa in Madrid, das pro forma noch im Rennen um die Spiele 2020 ist, oder Rom, das seine Bewerbung bereits zurückgezogen hat – schon daran, seinen Bürgern auch nur den Finanzbedarf solcher Veranstaltungen zu vermitteln.

Schade, dass solche Fragen in Wien noch nicht einmal im Ansatz diskutiert worden sind. Aber gut – um eine ernsthafte Diskussion ging es bei dieser Volksbefragung nie.

Mail: georg.renner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2013)

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