Studiert doch, was ihr wollt

Die Leidenschaft für das eigene Fach ist entscheidend.

Wer sich schon immer gerne über Absolventen sogenannter Orchideenfächer an den Unis lustig gemacht hat, der kann sich dieser Tage wieder einmal bestätigt fühlen. Auf dem Arbeitsmarkt – das zeigt eine Studie der Uni Wien – wird eine mutige Studienwahl kaum belohnt, zumindest nicht finanziell. Nur 1000 bis 1500 Euro brutto verdienen etwa Archäologen oder Afrikanisten bei ihrem Berufseinstieg. Ein impliziter Aufruf an angehende Studierende also, sich bei der Studienwahl an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts zu orientieren? Nein. Studieren sollte jeder vor allem das, was ihn oder sie wahrlich interessiert.

Nicht nur, weil die Studienwahl eine fürs Leben ist. („Vielleicht ist sie wichtiger als die des Partners – denn von dem kann ich mich ja trennen“, formulierte es unlängst Uni-Minister Karlheinz Töchterle so pointiert.) Sondern vor allem, weil gerade in Zeiten schlechter Jobaussichten die wenigen verfügbaren Stellen nur an die Besten gehen. Und zu den Besten seines Fachs wird nur derjenige zählen, der sich seiner Ausbildung mit Freude, Engagement und – natürlich – dem nötigen Talent widmet.

Wichtig sind derartige Vergleichsstatistiken vielmehr für den Anbieter der Studien – im Fall öffentlicher Unis also für den Staat. Dieser muss sich in Zeiten knapper Budgets und begrenzter Plätze noch besser überlegen, welche Absolventen er finanzieren will.

Die Studenten dürfen vor der Realität dennoch nicht die Augen verschließen: Denn für Wehleidigkeit, wenn es trotz Afrikanistik-Diploms nicht für den Topjob reicht, ist später freilich kein Platz.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2013)

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