Ein Friseur ist eben kein Amt

Nicht jeder Postpartner hat Erfolg. Das ist normal – die Post kann nichts dafür.

Ein Unternehmen zu gründen oder auszubauen birgt immer ein gewisses Risiko. All jene, die dieses Risiko eingehen, verdienen gerade im so stark auf Sicherheit bedachten Österreich Anerkennung – ein Mehr an Unternehmergeist kann dieses Land in jedem Fall gut gebrauchen. Klar ist aber auch, dass Risiko noch lange nicht Erfolg bedeutet. Und dass noch einige andere Dinge bei der Frage mitspielen, ob ein Betrieb mit seinem Konzept Erfolg hat.

Wichtig ist also, jeder unternehmerischen Entscheidung eine Kalkulation voranzustellen und sich nicht einfach darauf zu verlassen, dass es schon irgendwie klappen wird. Das gilt auch – und vor allem – dann, wenn man Aufgaben übernimmt, die bis dato vom Staat erfüllt wurden. Das Betreiben eines Postamts, zum Beispiel. Ja, als sie noch Ämter waren, da war die Sache mit der Effizienz noch nicht so wichtig. Da kamen die Kunden auch so – wohin sonst hätten sie auch gehen sollen. Und ohne Konkurrenz konnte man auch mit all dem über die Jahre angesetzten Speck problemlos wirtschaften.

Dann fiel das Postmonopol. Und plötzlich musste die Post schlanker werden – und unrentable Dienste einstellen oder von Privaten weiterführen lassen. Unternehmer, die in Goldgräberstimmung verfielen, haben offenbar übersehen, dass die Zeiten des Amts längst vorbei sind. Und offenbar auch, dass die Post nicht gerade die wenigen rentablen Standorte aufgegeben hat. Nein, Häme ist deswegen nicht angebracht. Gut, dass andere Unternehmen die Möglichkeit nutzen, als Postpartner ihr Geschäftsfeld zu erweitern. Aber eines muss klar sein: Ein Friseursalon, eine Apotheke oder ein Solarium ist eben kein Amt.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2013)

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