Hinterhäuser und sein Salzburger Hoffnungsszenario

Will man Weltformat erhalten, hat der neue Mann andere Aufgaben, als die Salzburger glauben.

Also Markus Hinterhäuser ist Festspiel-Chef ab 2017. Wir ersparen ihm und uns die Frage, warum die Honoratioren an der Salzach ihre Wunschvorstellung nicht gleich realisiert haben, sondern erst ein grimmiges Satyrspiel rund um Alexander Pereira vorangehen ließen. Vertrauen wir darauf, dass Hinterhäuser den Unterschied zwischen der Verantwortung für das luxuriöseste Kulturfestival der Welt und den Ansprüchen an eine Zusatzschiene für Neue Musik, der er seinen guten Manager-Ruf verdankt, genau zu benennen weiß.

Es gibt einige Avantgarde-Festivals von exquisitem Zuschnitt. Es gibt aber nur ein Mal die Salzburger Festspiele, deren Nimbus sich auch in den allerhöchsten Kartenpreisen manifestiert: Diese suggerieren der internationalen Käuferklientel, hier würde dem klassischen Kulturbetrieb anspruchsvollsten Zuschnitts die sommerliche Krone aufgesetzt: Die Besten engagieren sich für das Beste, Weltstars realisieren in entspannter Atmosphäre die Hauptwerke der großen Klassiker.

Dieser knappen, einzig tauglichen Definition sprechen freilich die Salzburger Intendanten seit Langem Hohn: Schon Gerard Mortier verriet den Exklusivitätsanspruch durch einen permanenten Tanz ums goldene Regietheaterkalb – und beschäftigte (unter dem Beifall des deutschen Feuilletons) auch drittklassige Kapellmeister. Auch bei Pereira regierte großteils Stadttheatergeschmack. Hinterhäuser muss als Festspielintendant weit in die Geschichte zurückgreifen, um taugliche Vorbilder zu finden, und er muss ihnen auf zeitgemäße Weise gerecht werden. Er hat also viel vor sich, auch Überzeugungsarbeit. Es gibt Salzburger, die von der Ära Mortier noch als Erfolg fantasieren...

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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