Handy-Verbot: Zu schön, um gut zu sein

In Flugzeugen werden Mobiltelefone erlaubt, in anderen Verkehrsmitteln sollen sie verboten werden. Können das die Fahrgäste nicht regeln?

Wen nerven sie nicht: Jene Mitmenschen, die ihr Gefühls- oder Berufsleben öffentlich machen, indem sie Unterhaltungen am Mobiltelefon in einer Lautstärke führen, als müssten sie die räumliche Distanz zum Gesprächspartner akustisch überbrücken. Hautnah lässt sich dieses neo-exhibitionistische Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln miterleben. Nun soll noch das Flugzeug dazukommen. Damit fällt die letzte Bastion, in der Handys – so der Anglizismus, den der Engländer nicht kennt – bisher weder läuteten noch musizierten, obwohl allen langweilig war. Denn Fadesse dürfte nach allgemein nachvollziehbarer Feldforschung im Alltag noch immer Hauptgrund für die meisten Gespräche sein, Relevanz haben die wenigsten.

Daher klingt der Vorschlag aus zwei der drei größeren österreichischen Städte durchaus sympathisch: In öffentlichen Verkehrsmitteln in Graz und Linz soll die Benutzung der Mobiltelefone etwa verboten werden. Aber warum brauchen wir ein Gesetz? Warum weisen gestörte Fahrgäste laute Handy-Nutzer nicht freundlich zurecht? Warum sagt in Straßenbahn, U-Bahn oder Bus niemand: „Entschuldigung, bitte keine weiteren Details Ihres Sexuallebens!“ Und wenn das nichts nützt: Warum beschweren sich die Fahrgäste nicht bei ihren Verkehrsbetrieben? Laut deren Hausordnungen ist lautstarke Störung ohnehin schon verboten.

Oder könnte es sein, dass diese mühselige Form von Courage in Städten genauso fehlt wie der richtige und höfliche Umgang mit einem Telefon? (Bericht: S. 9)


rainer.nowak@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2008)

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