So übertrieben wie die Journalisten-VP-Obmanndebatte war, wäre es, aus dem Wahlergebnis einen schwarzen Kantersieg und ein Ende der ÖVP-Turbulenzen zu lesen.
Es war – trotz Minus – der Erfolg von Othmar Karas. Für Michael Spindelegger bringt er eine Atempause, aber auch neue alte Probleme. Jeder, der Karas kennt, weiß: Er will mehr. Ob EU-Kommissar statt Johannes Hahn oder Präsidentenkandidatur statt Erwin Pröll, der das nicht lustig finden würde, bis zu einer Position in der Parteiführung gehen die potenziellen Ziele von Othmar Hyperaktiv Karas.
Auch die im medialen Loch gebrochene Westachse könnte wieder aktiv werden: Der ÖVP-Absturz zugunsten der Neos dürfte zur Panikstimmung bei Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner führen. Wenn ein Landeschef um sich schlägt, trifft es immer den Parteichef. Auch Wien scheint von der ÖVP noch immer fast aufgegeben – trotz der lokalen rot-grünen Betonpolitik. Vor allem aber müsste(n) Spindelegger (und Karas) bedenken: Die Stärke der ÖVP-Kandidaten war die Schwäche seiner Konkurrenten.
Und: Spindelegger kann seine Expertise aus den vergangenen Monaten Koalitionspartner Werner Faymann zur Verfügung stellen. Er hat intern wegen seiner Erfindung Eugen Freund ein kleines Problem.
Das macht das Regieren beziehungsweise Moderieren übrigens nicht leichter.
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