Einfalt ist heilbar

Der designierte Weihbischof Gerhard Maria Wagner scheint Gefallen an der Rolle des auserwählten Außenseiters gefunden zu haben.

Der Holocaust ist ein Thema dieser Welt und kann nicht geleugnet werden. Sagt Gerhard Maria Wagner. Na immerhin. Da hat er dem Lefebvristen Richard Williamson schon eine Einsicht voraus, der sich weiterhin starrsinnig weigert, den Holocaust zur Kenntnis zu nehmen, ehe er nicht „historische Beweise“ geprüft und gefunden habe. Sonst lässt der designierte Linzer Weihbischof allerdings keine Gelegenheit zur Provokation aus. Homosexualität, teilt der bisherige Landpfarrer Wagner mit, sei heilbar. „Da gibt es alle möglichen Therapien.“

Das Muster erinnert ein wenig an jenes freiheitlicher Politiker der jüngeren Vergangenheit: Je einfältiger der Geist, desto deftiger die Sprüche. Wagner dürfte ganz in dieser Tradition stehen. Er scheint an der Rolle des auserwählten Außenseiters Gefallen gefunden zu haben, gibt Interviews am laufenden Band und reizt auch brave Kirchgänger mit provokanten Thesen à la „Es gibt keinen lieben Gott“. Sondern nur den strengen. Der schon mal einen Hurrikan nach New Orleans schickt, um dort Abtreibungs-kliniken und Bordelle zu zerstören. Oder Harry Potter auf die Kinder loslässt.

In Gottes rechter Kirche ist für die Wagners viel Platz. In Hinkunft wahrscheinlich noch mehr. Bis nur noch die Hardcore-Herde übrig bleibt. Piusbruder Richard Williamson wird seine „Beweise“ bis dahin vielleicht auch schon gefunden haben. (Bericht: Seiten 3, 5 und 9)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2009)

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