Aprilscherz Schnitzelverbot

Wer gestern die „Presse“ gelesen und geglaubt hat, dass die EU auch noch die Zubereitung des Wiener Schnitzels verbietet, ist einem kleinen Aprilscherz aufgesessen.

Auch Heinz-Christian Strache. Die Formulierung „gefährlicher Cocktail in der Panier“ war eine Übertreibung. Allergene Stoffe sind allerdings tatsächlich in der Panier enthalten. Ähnlich wie bei vielen EU-Mythen haben wir aus einem Körnchen Wahrheit eine Falschmeldung produziert. Das Wiener Schnitzel reiht sich in die Fake-Liste von EU-Dekolleté-Verbot für Kellnerinnen, High-Heels-Verbot für Friseurinnen und Lärmkontrollen für Philharmoniker ein.

Mit diesem Scherz wollten wir eine differenzierte Betrachtung anregen. Bei aller Kritik an Vorschlägen und Entscheidungen in Brüssel sollte die EU-Kommission nur für das verantwortlich gemacht werden, was sie selbst bewirkt. Die gemeinsame Verwaltung ist keine Regierung. Alle wichtigen Entscheidungen werden von den 28 Regierungen und dem direkt gewählten EU-Parlament gemeinsam getroffen. Die EU-Kommission produziert jährlich Vorschläge für rund 1000 Verordnungen und Dutzende Richtlinien. Manche sind tatsächlich absurd. Viele Details dieser Regeln steuern aber Mitgliedstaaten und Interessenvertretungen bei. Im Fall der oft kritisierten Allergenverordnung waren es österreichische Regierungsvertreter, die eine Kennzeichnung loser Lebensmittel (auf Tafeln oder Speisekarten) forderten. Auf den Regulierungswahnsinn aus Brüssel zu verweisen ist nicht immer ehrlich und nicht immer fair. Aber manchmal ganz lustig.

E-Mails an: wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2015)

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