Gegen die Wand gelaufen

Das Regieren hat sich Donald Trump wahrlich leichter vorgestellt.

Als Immobilien-Tycoon war er es gewohnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzen und dass seine Mitarbeiter seine Befehle exekutieren – zuweilen mit mehr oder weniger sanftem Nachdruck. Und nun das: Nach nicht einmal drei Wochen an den Schalthebeln der Macht hat er ein schwindelerregendes Chaos angerichtet.

Brandreden und Hürden bei der Bestätigung hochgradig umstrittener Minister im Senat, bei der in einem Fall die Stimme des Vizepräsidenten den Ausschlag gab, sind nur ein Exempel für Gegenwehr und Protest. Widerstand allerorten, von den feindlichen Medien bis zur – laut Trump – „politischen“ Justiz; Informationslecks innerhalb des Weißen Hauses, die von Wirrwarr zeugen; die Opposition auf den Barrikaden; vor den Kopf gestoßene Verbündete im Ausland; Häme und Spott rund um den Globus samt giftiger Verrisse.

In einer Rede schnaubte der Präsident vor Wut. Sollte sich fast alle Welt gegen Donald Trump verschworen haben – oder ist es nicht eher umgekehrt? Noch kein US-Präsident hat es geschafft, innerhalb so kurzer Zeit so viele gegen sich aufzubringen: Das ist eine Bilanz, die sich Donald Trump ganz alleine zuzuschreiben hat. Da ist ein Newcomer, der antrat, Washington aus den Angeln zu hebeln, blindwütig und gegen jede Warnung, mit aberwitzigem Tempo, einem unerfahrenen Team und ungenügender Vorbereitung krachend gegen die Wand gelaufen – und jetzt dröhnt der Kopf.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.