Spalte und herrsche

Vor dem Abflug zum Antrittsbesuch zu Angela Merkel nach Berlin hat Emmanuel Macron noch schnell eine strategische Personalentscheidung getroffen, die darauf abzielt, die Rechte zu spalten. Im konservativen Lager hatten sich prominente Exminister dem neuen Präsidenten als Premier angedient. Dessen Wahl fiel jedoch auf den Bürgermeister von Le Havre, den moderaten Republikaner Édouard Philippe, der mit Macron einst das Idol, Michel Rocard, geteilt hatte.

Unter dem Motto „Teile und herrsche“ war dies vor den Parlamentswahlen im Juni ein cleverer Schachzug des jüngsten französischen Staatschefs seit Napoleon – mit dem Kalkül, Wähler des ohnedies von Fraktionskämpfen zerrissenen bürgerlichen Lagers anzuziehen. Die Sozialisten sind bereits so geschwächt, dass viele längst zur Macron-Bewegung République en Marche übergelaufen sind.

„Weder links noch rechts“, lautet Macrons Credo. Nun sind Linke wie Rechte über seinen Coup aufgebracht. Für eine Mehrheit benötigt er Stimmen von beiden Seiten – und dies ist das Einzige, was zunächst für Macron zählt. Er muss nur aufpassen, dass er sich nicht selbst austrickst und am Ende mit leeren Händen dasteht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2017)

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