Kommentar

EU-Agenturen: Zieht Österreich den Joker?

Im Idealfall kommt die EBA nach Wien und die EMA nach Bratislava.

Geht Wien beim Umzug der EU-Arzneimittelagentur EMA und der Bankenaufsicht EBA aus London leer aus? Bis dato hat sich die Bundeshauptstadt gute Chancen als Standort für die EMA ausgerechnet, doch seit die EU-Kommission ihre Analyse der Angebote publik gemacht hat, ist die Stimmung getrübt – denn das österreichische Offert löste nicht die erhofften Begeisterungsstürme aus.

Noch ist die Schlacht nicht geschlagen, denn das letzte Wort in der Standortfrage hat nicht die Brüsseler Behörde, sondern der Rat. Dass die Chancen auf den EMA-Zuschlag schwinden, hat allerdings auch mit der Politik zu tun. Der Grund: Zumindest eine Agentur muss nach Mittelosteuropa, sonst riskiert die EU, das ohnehin fragile Verhältnis zwischen „alten“ und „neuen“ Mitgliedstaaten zusätzlich zu beschädigen.

Als Standort für die Bankenaufsicht kommt de facto nur ein Eurozonenmitglied infrage. Und hier hat Wien nach Einschätzung der Kommission unerwartet gute Karten. Im Vergabepoker könnte Österreich also noch den Joker ziehen – und zwar in dem nicht gänzlich unwahrscheinlichen Fall, dass die EBA nach Wien kommt und Bratislava den Zuschlag für die Arzneimittelagentur erhält. Dann nämlich könnte sich die Bundeshauptstadt als idealer Standort für jene lukrativen Verbindungsbüros der Pharmakonzerne präsentieren, die im Umfeld der EMA zu finden sind. Denn die Lebensqualität in Wien ist hoch – und die slowakische Hauptstadt nur einen Steinwurf entfernt.

michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2017)

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