Kommentar

China profitiert von der Prinzipienlosigkeit des Westens

Europa lässt sich schon zu Beginn der chinesischen Weltmachtambitionen erpressen.

Eine neue Ära kündigte Chinas Staatschef, Xi Jinping, an. Eine Ära, die China ins Zentrum der Weltbühne rücken werde. Während Chinas Staatsmedien den Westen verhöhnen, das demokratische System unter der Last von Finanzkrise, Brexit und US-Präsident Trump „wanken“ sehen, preisen sie den Höhenflug des chinesischen Sozialismus an. Die Propagandisten des Regimes verklären ihr diktatorisches Erfolgsmodell zu einem Exportschlager, das Nachahmer finden soll.

Xi beteuert zwar, er strebe keine globale Hegemonie an. Doch allein mit seiner weltweiten Investitionspolitik wird China seinen politischen Einfluss unweigerlich mehren. Darauf muss sich Europa einstellen. Im Gegensatz zu China legt es aber kaum Weitblick an den Tag. Die selbst ernannten Hüter der Menschenrechte verkaufen ihre Werte. So kippte Athen, das von chinesischen Geldern profitiert, im Juni eine EU-Erklärung zu Chinas Umgang mit Dissidenten. Und London lässt die Repressionen Pekings in der Ex-Kolonie Hongkong unkommentiert, weil es neue Wirtschaftspartner sucht. Wenn sich Europa schon zu Beginn der chinesischen Weltmachtambitionen erpressen lässt, wie verhält es sich in ein paar Jahren?

Mails an: marlies.kastenhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2017)

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