Zumindest halb ist Horst Seehofer schon zurückgetreten.
Sein Rivale und ewiger Kronprinz, Markus Söder, soll ihn Anfang des Jahres als bayrischer Ministerpräsident ablösen und die CSU in die Landtagswahlen im Herbst 2018 führen. Ganz wollte sich Seehofer jedoch nicht von der Machtdroge trennen. Der 68-Jährige bleibt vorerst Parteichef, und vielleicht wechselt er auch als Bundesminister nach Berlin, sofern dort eines fernen Tages die Große Koalition tatsächlich noch zustande kommen sollte.
Für den Moment stellt die bayerische Kompromissformel die Kontrahenten zufrieden. Ein Traumpaar für Halbe-halbe sind Söder und Seehofer aber nicht gerade. Sobald Bayerns 50-jähriger Finanzminister sicherer im Sattel sitzt, wird er sich die ganze Macht holen. Davor aber muss er für die schwächelnde CSU ein halbwegs akzeptables Resultat bei der Landtagswahl nach Hause bringen.
Schafft Söder das nicht, wird er rasch Geschichte sein. Ob die Ämtertrennung Vorteile im Wahlkampf bringt, darf bezweifelt werden. Söder kann zwar einen Deut ungebremster Stimmung gegen Berlin machen, solang er nicht der im Bund mitregierenden CSU vorsteht. Doch die Partei wird kaum geschlossen für ihn laufen, wenn er sie nicht anführt. Eines freilich ist klar: Lang wird die Doppelspitze nicht Bestand haben.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2017)