Warum Schulen das Handy verbannen sollten

Was Kinder in der Pause machen? Hoffentlich nicht am Handy hängen.
Was Kinder in der Pause machen? Hoffentlich nicht am Handy hängen.(c) Clemens Fabry
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In Österreich regeln die Schulen in ihrer Hausordnung, ob die Kinder am Handy hängen dürfen oder nicht. Mut würde sich hier auszahlen.

Wer gerne wissen möchte, wie Kinder derzeit eigentlich lernen, wie es in den Klassen aussieht und in den Schulgängen zugeht, hat in Wien jedes Jahr beim „Tag der Wiener Schulen“ Gelegenheit, sich ein Bild zu machen. An diesem einen Tag im Herbst haben alle Schulen geöffnet und man sieht vor allem auch, wie unterschiedlich sie sind – besonders, was das Thema Handy betrifft.

So kehrt in einer ersten Klasse eines Gymnasiums in Wien Stille ein, als die Glocke zur Pause läutet. Der Griff der Zehnjährigen geht zielsicher zur Schultasche, wo das Handy fünfzig Minuten ruhen musste - und endlich werden die Nachrichten gecheckt, Videos angesehen, wird gezockt. Fragt man eine Lehrerin, ob es nicht besser wäre, wenn die Kinder ihre Pausen anders verbrächten, sagt sie: „Ja, natürlich. Aber was sollen wir denn tun, das Handy verbieten?“ Zur Beschwichtigung kommt noch ein: „Sie nützen das Handy aber nur in den ersten Jahren so intensiv, in den höheren Klassen wird das besser.“

In einer anderen ersten Klasse, an einem anderen Wiener Gymnasium, am selben Tag: Mit dem Läuten zur Pause wird es geschäftig und laut. Die Zehnjährigen plaudern, lachen, streiten, essen, laufen durch die Gänge. Fragt man eine Lehrerin, warum hier kein Kind ein Handy in der Hand hat, sagt sie: „Handys sind bei uns in der Unterstufe natürlich verboten. Die Kinder haben sie im Spind und dürfen sie nur in wichtigen Fällen herausholen."

In Österreich gibt es keine generelle Regelung dazu, wann und wo die Kinder ihre Handys benutzen dürfen, die Schulen regeln das in der Hausordnung. In den Volksschulen ist die Sache meist noch ein geringeres Problem, erst bei den Zehn- bis Vierzehnjährigen nimmt der Konsum überhand. Und oft sind es gerade die Eltern, die gegen ein Handyverbot in "ihrer" Schule auftreten: Sie wollen ihre Kinder jederzeit erreichen können und sehen die Probleme oft nicht, die durch übermäßigen Handykonsum entstehen.

In handyfreien Schulen wird besser gelernt

Dabei werden Psychologen nicht müde, zu verkünden, dass weniger mehr ist. Dass Kinder "analog" miteinander spielen sollen, dass immer mehr von ihnen suchtgefährdet sind. Studien zeigen, wie sehr die ständige Kommunikation Kinder und Jugendliche stresst. Eine Studie der London School of Economics belegt auch, dass in handyfreien Schulen besser gelernt wird und besonders Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen profitieren.

Man muss aber keine Experte sein, um zu wissen: Kinder brauchen Pausen, um gut lernen zu können. Pausen, in denen sie sich bewegen. Pausen, in denen sie essen. Pausen, in denen sie miteinander spielen oder sich unterhalten. Wenn es auch unwahrscheinlich und im Sinne der Schulautonomie unnötig scheint, dass Österreichs Regierung so vehement vorgeht wie die französische - nämlich ein komplettes Handyverbot in Schulen für Kinder, die unter 15 Jahre alt sind zu erwirken –, so kann man doch nur den einzelnen Schulen Mut zusprechen, dies autonom zu tun und die Eltern auf ihre Seite zu ziehen. Immerhin schaffen die Schulen es ja auch, Softdrink-Automaten zu verbannen.

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