Kommentar

Österreich in der EU-Budget-Falle

Wenn die Regierung ein kleineres EU-Budget will, könnten sich die Nettozahlungen sogar erhöhen.

Sparen klingt immer gut. Sparen ist populär. Und am schönsten ist es, wenn das Sparen nur die anderen trifft.

Die neue ÖVP/FPÖ-Regierung will sich wohl auch deshalb für ein schmaleres EU-Budget einsetzen. Eine Position, die für ein Nettozahlerland zwar verständlich ist, aber auch eine Falle in sich birgt. Denn die EU ist – auch wenn das gerne so vermittelt wird – keine Organisation, in der das meiste Geld in die Verwaltung fließt. Das sind lediglich sechs Prozent. Die meisten Mittel sind Durchlaufposten und gehen an die Mitgliedstaaten wieder zurück. Wer also den Gesamthaushalt kürzt, trifft nicht nur jene Länder, die davon am meisten profitieren – wie übrigens derzeit Polen. Er trifft auch das eigene Land.

Wenn Österreich also mithilft, ein stark reduziertes EU-Budget durchzusetzen, könnte es selbst weniger Agrar- oder Regionalförderung erhalten. Es wird notwendige Hilfen für den ländlichen Raum (2017 immerhin 563 Mio. Euro) eventuell selbst aufbringen müssen. Will die neue Regierung in den anstehenden EU-Haushaltsverhandlungen ein Sparbudget erreichen, muss sie gewillt sein, selbst Kürzungen hinzunehmen. Im schlimmsten Fall wird Österreich brutto zwar weniger, netto aber mehr als bisher zahlen.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die EU will den Plastikmüll reduzieren, streitet aber noch über die Maßnahmen. Das Bild stammt von der Küste vor Honduras.
Europa

EU-Kommission: Bis 2030 alle Plastikverpackungen wiederverwertbar

Kommissions-Vizepräsident Timmermans hält es für unmöglich, Kunststoffe zu verbieten. 700.000 Kilogramm Plastik würden pro Sekunden in den Meeren verschwinden.
Unionshaushalt 2021–2027

Plastiksteuer zur Finanzierung der EU

In Brüssel wünscht man sich trotz Ausscheidens der Briten mehr Geld kraft neuer politischer Aufgaben. Die Nettozahler halten davon nichts – und greifen Tabus an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.