Die Best-of-Brauchtum-Parade

Tja. But what is left?
Tja. But what is left?The Simpsons
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Endlich ist in der Hauptstadt wieder was los: Die Demos fangen an! Heuer vielleicht sogar erweitert-multikultimäßig.

Nachdem es seit geraumer Zeit bei uns also vielen Lauten die Sprache verschlagen hat, zog nun am Samstag in Wien wieder einmal eine Demo los. Es ging unter dem Motto „Neujahrsempfang für die Regierung" vom Westbahnhof los (hm, die waren aber echt früh dran) – diesfalls natürlich nicht in Richtung des gelobten Westens, wie es an sich dort normal wär und gerade in den vergangenen Jahren oft praktiziert wurde, sondern in die Innenstadt.

Fröhlich besorgt ging's also durch die Mariahilfer Straße, die Begegnungszone der Zivilgesellschaft sein durfte, obwohl es für selbsterklärt radikal linke Teilnehmer des Marsches gewiss qualvoll war, durch diese veritable Höllenschlucht des Kapitalismus zu ziehen, aber egal: bei Smartphone, Laptop, Hoodie und Co. nimmt man das net mehr so genau. Es endete dann alles am Heldenplatz, der nun, da richtige Helden dort Haltung zeigen, wohl weiter so heißen soll.

Mal schaun, ob's derweil künftig auf der Ringstraße neben den gewohnten Verkehrsstörungen namens Demos und Lilalauneparades neue plurikulturelle Bereicherungen geben wird: etwa einen Sonnwendumzug, einen g'hörigen Krampuslauf oder die Best-of-Brauchtum-Parade mit Trachten, Maibaumkraxeln, Blasmusik, Peitschenknallen, Watschentanz, Zitherspiel, Kärntner Chören, Tiroler Schützen, Vorarlberger Käslaibrollen, Axamer Wampelerreiten, Perchten, Glöcklern, Jodel-Slam und simuliertem Almabtrieb. Tibetische Langhornbläser, serbische Turbofolkkapellen, tanzende Derwische und Politikstudenten von der Uni dürfen natürlich auch mit – zweng der Inklusion. (wg)

Reaktionen an:wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2018)

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