Keine Zeit zum Pilotieren

REUTERS/Arnd Wiegmann
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Betriebsrat und Management der AUA sollten mehr verhandeln, und weniger Kunden ärgern.

10.000 Passagieren der Austrian Airlines wird heute und morgen eindringlich vor Augen geführt, dass in der einstmals friendly Airline gerade ein Arbeitskonflikt tobt: Ihnen war mitgeteilt worden, dass sie   ihre gebuchten Ziele verspätet, auf Umwegen oder gar nicht erreichen werden, weil das AUA-Bordpersonal wegen zweitägigen (!) Betriebsversammlungen wenig Zeit zum Pilotieren und Kellnern hat. Das haben viele nicht verstanden.

Dass sie wenige Stunden vor dem Antritt ihrer durch Umbuchung deutlich verkomplizierten Reisen erfahren mussten, dass diese Betriebsversammlungen wegen Erkrankung des Betriebsratschefs abgesagt beziehungsweise verschoben werden, wird den meisten von ihnen wohl einen ungesund dicken Hals beschert haben. Und die dunkle Vermutung, bei der Buchung einen Fehler gemacht zu haben. Die Gewerkschaft selbst macht das ja sehr subtil: Die Aussendung über die Absage der AUA-Betriebsversammlung ziert das Logo „Sag ja zur Bahn“.

Dabei sind die Anliegen der AUA-Belegschaft ja nicht so daneben: Sie haben in der schwierigen Phase des Unternehmens mit Lohnverzicht zur Sanierung beigetragen. Und wollen jetzt, wo das Werkel wieder läuft beziehungsweise fliegt, holen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Das muss man schon verstehen.

Andererseits: Die AUA fliegt in Konkurrenz zu Unternehmen wie Raynair, deren Piloten teilweise Gagen erhalten, für die kein österreichischer Postbus-Chauffeur morgens die Handbremse löst. Oder zur wiederauferstehenden Niki/Laudamotion, deren Flugbegleiter bisher offenbar teilweise Verträge hatten, die ein Nettoeinkommen unterhalb der österreichischen Mindestsicherung garantierten. Das Umfeld ist also ein bisschen sehr kompetitiv. Und da versteht man auch, dass das Management um jeden Cent bei den Personalkosten herumfuchsen muss, wenn der Sanierungszirkus nicht bald wieder von vorne losgehen soll.

Ein ganz gewöhnlicher Arbeitskonflikt also. In diesem Fall aber deshalb nicht, weil man den Eindruck bekommt, dass das Kampfmittel der „Betriebsversammlung“ bei der AUA ein bisschen inflationär eingesetzt wird. Und weil die AUA nun einmal ein Dienstleistungsunternehmen ist, geschieht das immer sehr direkt auf dem Rücken der Konsumenten. Ein gefährliches Spiel, denn die könnten ja bei allem Verständnis, beginnen, sich um Alternativen umzuschauen. Vielleicht wäre es schlauer, wenn Betriebsrat und Management ein bisschen mehr verhandeln und ein bisschen weniger Kunden ärgern, bevor die endgültig zur Konkurrenz abfliegen. Nur so als Anregung.

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