Kampfpanzer als Verteidigungsfolklore

Nur die Hälfte der „Leopard 2“-Panzer ist tatsächlich einsatzbereit. Na und?

Nach den desolaten Kasernen also auch noch die desolaten Panzer: Wüsste man es nicht besser, könnte man glauben, das Bundesheer produziere selbst Negativschlagzeilen, um das dümmliche Werbevideo – inzwischen mehr als eine Million Mal auf YouTube betrachtet – in Vergessenheit geraten zu lassen. Nur die Hälfte der 114 Leopard-Panzer ist auch einsatzbereit, heißt es in einem internen Bericht. Doch im Gegensatz zu den unzumutbaren Unterkünften für die Grundwehrdiener ist die mangelnde Einsatzbereitschaft der Kampfpanzer nicht wirklich ein Problem. Denn in Wirklichkeit hält sich das Bundesheer eine völlig unnötig aufgeblasene Panzertruppe.

Seit der Heeresreform ist klar: Das Bundesheer konzentriert sich auf internationale Einsätze im Ausland, auf die Einbindung in eine europäische Verteidigungspolitik und auf Katastropheneinsätze im Inland. Für all das benötigt man keine Kampfpanzer. Deren Anschaffung ist ein Relikt des Kalten Krieges: Im Fall einer Auseinandersetzung der Supermächte sollte das österreichische Heer die sowjetischen Verbände einige Tage lang aufhalten können.

Dass die Panzer zu einer Zeit angeschafft wurden, als der Kalte Krieg eigentlich schon vorbei war, ist allein schon ein Kuriosum. Dass man heute noch daran festhält, hat mit Verteidigungsfolklore zu tun. Als General lässt man halt gern so einen Panzerkonvoi vorbeidefilieren. (Bericht: Seite 4)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2010)

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