Glosse

Der Doppeladler als Eigentor

Die Heißblütigen vom Balkan feiern anders. Das ist vielleicht ein dumpfes Nationalitätenklischee.

Aber dass man jeden Freistoß weit durch den Bezirk hört, nach Toren Straßen gesperrt werden müssen, da müsste Österreich weit kommen, dass das passiert. Am Freitag ist das Ganze gekippt: Serbien hat gegen die Schweiz (oder, Lesart Ottakringer Straße: Serben gegen Kosovo-Albaner) verloren, also gingen Männer mit Glasflaschen und Pyrotechnik auf die Polizei los.

Ein Dienstauto wurde beschädigt, vier Männer verhaftet. Polizisten hauen, aus Ärger, dass Serbien von kosovo-albanisch-stämmigen Spielern Tore kassiert? Glanzleistung. Gescheiter sind manche „Helden“ auf dem Feld auch nicht. Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, Schützen der Schweizer, haben mit ihrem Jubel, der albanischen Doppeladler-Geste, Öl ins Feuer gegossen. Eine Provokation an die Serben, ein Ärger für die Schweizer, die das Spiel gewonnen, aber Sympathien verspielt haben. Nun diskutiert man Strafen. Hoffentlich kriegen die auch die Randalierer. Balkankonflikte braucht im Stadion niemand, in Ottakring auch nicht. Es wäre schade um die schönen Fußballfeste, die es auf den Balkanmeilen ja auch gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.