Sprechblase Nr. 261. Warum ohne „-preneur“ heute alles nichts ist.
Verzeihen Sie bitte, dass es heute so persönlich wird. Erlauben Sie die Frage: Was sind Sie? Mitarbeiter? Also einfach nur Mitarbeiter? Oje. Sie sind Leiter des Bereichs x oder Head of y? Vergessen Sie es, das ist nur wenig besser.
Wer heute „impact“ erzielen will, muss die eigene Funktion anders inszenieren. Ohne das Suffix – Achtung, Sprechblase – „-preneur“ funktioniert da nichts.
Vorschlag: Werden Sie Entre-preneur, also Unternehmer oder Social Entre-preneur, der mit seiner Unternehmung eine gesellschaftliche Wirkung entfaltet. Oder noch besser Multi-preneur und damit von all dem noch ein wenig mehr.
Okay, Sie haben keine eigene(n) Geschäftsidee(n). Auch kein Problem. Dann werden Sie zumindest Intra-preneur, ein unternehmerisch denkender Mitarbeiter (was immer das auch im Detail sein mag). Oder ein Inter-preneur, der in seiner Abteilung Verantwortung übernimmt. Oder sind Sie zumindest Inner-preneur? Wer, bitte, außer Ihnen selbst soll sich um Sie kümmern?
Sie verstehen jetzt: Lehrer sind heute im Idealfall Edu-preneure; Info-preneure versuchen, Information zu verkaufen, Ganja-preneure verchecken Marihuana, und Culture-preneure beherrschen die Kunst, Kultur zu Geld zu machen.
Wenn nichts von dem zutrifft, dann bitte versuchen Sie es zumindest als Leisure-preneur.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 2018)