Die Aufgabe, die das Unterhaus der Premierministerin zur Änderung des Brexit-Dramas gegeben hat, ist unerfüllbar. Mit einem erfolgreichen Misstrauensvotum gegen sie wird London aber kaum auf einen konstruktiven Kurs umschwenken.
Theresa May hat die Stimme verloren und dann auch noch die Abstimmung zum EU-Austrittsvertrag. Die Schreierei im britischen Unterhaus hat ihre Stimmbänder belastet. Die Abgeordneten waren nicht gerade zimperlich zu ihrer Regierungschefin. Sie wollten die Kämpferin für einen geordneten Brexit scheitern sehen.
Ihr Wunsch könnte sich schon kurzfristig zur Gänze erfüllen. Dann nämlich, wenn May heute durch einen Misstrauensantrag der Opposition stürzt. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Premierministerin noch ein paar weitere Tage in diesem Drama die Hauptrolle spielen darf. Die angezählte Tory-Chefin könnte dann noch eine große Runde auf dem Brexit-Vulkan tanzen.
Längst stellt sich die Frage, warum sie sich das antut. Es ist nicht Masochismus, sondern offenbar ihr innerer Antrieb, ein völliges Chaos im Heimatland zu verhindern. Denn um nichts anders geht es derzeit noch. Zwar hätte May bis Montag noch Zeit, die unmögliche Aufgabe zu erfüllen, einen Plan B für den Brexit zu erarbeiten. Ein Vertrag von weit über 500 Seiten lässt sich natürlich in drei Arbeitstagen nicht umschreiben. Und inhaltlich wird es keinen neuen Durchbruch geben, der Großbritannien den EU-Austritt so versüßt, dass es die Unterhausabgeordneten akzeptieren. Denn in diesem Fall müsste beispielsweise die Republik Irland wieder dem Königreich beitreten. Es müsste die EU einem Nichtmitglied mehr Vorteile versprechen als jedem Mitglied. Um es auf Wienerisch zu sagen: „Diese warmen Eislutscher wird es nicht geben“.
Aber was ist die Alternative nach May? Ein Premierminister Jeremy Corbyn, der selbst keinen Plan für den Brexit hat? Das wohl kaum. Ein Austritt ohne Abkommen? Wohl auch nicht. Oder doch eine neuerliche Volksabstimmung darüber, ob sie diesen Deal mit der EU umgesetzt werden soll oder das Land lieber in der Union verbleibt. Es scheint der einzige Ausweg.