Dänemark ist sicher kein Vorbild

Das neue dänische Modell der Rundfunkfinanzierung ist nicht nachahmenswert.

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In der aktuellen österreichischen Debatte um die Zukunft der ORF-Finanzierung wird von den Befürwortern einer Budgetfinanzierung oft auf Dänemark als Vorbild verwiesen. Dort hat die konservative Regierung vor rund einem Jahr die Umstellung auf eine Finanzierung aus dem Budget verbunden mit einer 20-prozentigen Budgetkürzung beschlossen. Und die Auswirkungen auf Programmangebot und Qualität sind jetzt schon deutlich spürbar. Verlierer sind die TV- und Radio-Konsumenten. (. . .) Statt sechs öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern gibt es nur mehr drei. (. . .) Ebenso wurden acht Radiokanäle auf fünf zusammengestrichen. Dazu kommen Einschnitte in den noch vorhandenen Angeboten: Allein in der News-Abteilung sind 90 Mitarbeiter abgebaut worden, insgesamt wurden 400 Arbeitsplätze gestrichen und zahlreiche Nachrichten- und Diskussionsprogramme eingestellt. Qualitätsjournalismus wird also zurückgefahren. Das Zeitfenster für gutes öffentliches Fernsehen im Hauptabendprogramm wurde verkürzt und wird in Zukunft nur noch eine Stunde vor den Abendnachrichten umfassen.

Der öffentliche Rundfunk in Dänemark wird auch auf Social Media eingeschränkt: So dürfen keine langen Nachrichtenartikel mehr im Internet veröffentlicht werden in der Erwartung, dass das private Anbieter stärkt. Freilich: Nichts deutet darauf hin, dass die privaten Medien profitieren konnten.

Die Umstellung und Reduktion der Finanzierung geht jedenfalls am Publikum nicht spurlos vorbei: Sie bedeutet weniger Information und weniger journalistische Qualität. Nachahmenswert ist das jedenfalls nicht. Ich bezweifle also, dass es eine gute Idee ist, unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Journalismus und damit einen wichtigen Grundpfeiler unserer Demokratie zu schwächen.

Rasmus Mark Pedersen ist Journalist und Vorstandsmitglied des Dänischen Journalistenverbandes.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)

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