„Frauenfrage“

Wie das schon klingt! Der Worte sind genug gewechselt. Die katholische (Männer-)Kirche sollte Schritte setzen.

Der sich bedächtig nähernde Mai ist auch nicht mehr, was er einmal war. Nicht, weil die Temperaturen den Rückwärtsgang eingelegt haben und dort laut Prognosen bleiben. Sondern weil der Mai über Jahrhunderte als Marienmonat mit der Praxis von Maiandachten galt, die bei Weitem nicht mehr überall nachgefragt oder bekannt sind. Dabei bietet die Marienverehrung die Möglichkeit, das unterbelichtete weibliche Antlitz der Kirche hervortreten zu lassen.

Womit wir an einem Punkt angelangt sind, der in der katholischen Kirche schon länger ein wunder ist. Bei der Stellung der Frau. In diesem Bereich ist die katholische Kirche durch den Stillstand und das Bewahren des Staus quo deutlich zurückgefallen. Manche meinen höchst schmerzhaft, auch hinter ihren eigenen Anspruch. So fortschrittlich die vom Kirchenoberhaupt im Vatikan vorgegebene Linie beim Schutz der Umwelt/Schöpfung empfunden wird, beim Schutz von Migranten, beim Kampf gegen Armut, so rückschrittlich wirkt die Haltung gegenüber den weiblichen Mitgliedern.

Lassen wir gerade am von Johannes Paul II. eingeführten Sonntag der Barmherzigkeit ebendiese walten. Der Ausschluss der Frauen von allen Weiheämtern – Äbtissinnen werden nicht im sakramentalen Sinn geweiht – erfolgt nicht aus Beliebigkeit oder Böswilligkeit. Gewichtige Argumente werden dafür ins Treffen geführt. Der soeben genannte Papst hat 1994 in einem an Deutlichkeit kaum zu übertreffenden Lehrschreiben am Rande der Inanspruchnahme der Unfehlbarkeit betont: Er erkläre kraft seines Amtes, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“. Das pickt. Als Gründe werden das Vorbild Jesu Christi (er ernannte nur Männer zu Aposteln) und die jahrhundertelange Tradition der Kirche genannt.

Direkt gegen die Weihe von Diakoninnen (wie es sie in der Orthodoxie wieder gibt und in der frühen Kirche gab) ist dieser Spruch nicht gerichtet, auch wenn rigide Auslegungen das nahelegen. Papst Franziskus hat zunächst wohl spontan, wie es ihm entspricht, nach einem Gespräch mit Ordensfrauen eine Kommission angekündigt und dann gegründet, die sich der Frage gewidmet hat, wie die Praxis der Urkirche war. Auf ein Ergebnis wartet die katholische Welt – und nicht nur sie – noch immer.

Besonders an der Basis wird weiter diskutiert, gewünscht, gefordert. Wie das soeben 50 Theologinnen in Österreich tun, in den 50 Tagen zwischen Ostern und Pfingsten. Sie formulieren Blog-Beiträge (bleibenerhebenwandeln.wordpress.com). Spannend. Nur so zur Erinnerung: Laut Überlieferung der Evangelien hat sich der Auferstandene zuerst Frauen gezeigt – was die männlichen Apostel prompt als „Geschwätz“ abgetan haben. Sorry, dieser Hinweis musste einfach sein.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2019)

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