Konservative haben eine Revolution angezettelt.
Während wir also auf das Ende von Theresa May warten und uns den Kopf darüber zerbrechen, ob die in der Downing Street 10 verbarrikadierte Premierministerin freiwillig ihren Amtssitz räumt oder von ihren Parteikollegen unter Androhung von Gewalt delogiert werden muss, können wir uns der Frage widmen, ob die wohl glückloseste Regierungschefin des Vereinigten Königreichs von Anfang an dazu verdammt war, wie eine dilettantische Hausbesetzerin zu enden. Ein immer wieder an May gerichteter Vorwurf lautet nämlich, sie habe den Brexit zu einer rein parteipolitischen Angelegenheit gemacht und so sich selbst, ihrer Partei und dem Land immensen Schaden zugefügt.
Mit Verlaub: Der EU-Austritt war, ist und bleibt Eigentum der Tories. Die Liste seiner Paten ist lang: David Cameron, Michael Gove, Boris Johnson, Jacob Rees-Mogg – der einzige (Brand-)Stifter des Brexit, der kein Konservativer ist, heißt Nigel Farage. Und selbst er hat bei den Tories sein politisches Handwerk gelernt.
Es war die Europa-Obsession der Konservativen, die sie dazu veranlasst hat, alle Grundsätze des Konservatismus über Bord zu werfen und eine Revolution anzuzetteln. Und Revolutionen, das wissen wir aus der Geschichte, lassen sich erstens nicht koalitionär verwalten und fressen zweitens ihre Kinder. Nach David Cameron ist Theresa May der zweite Appetithappen. Weitere werden folgen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2019)