Von Ibiza nach Brüssel? Straches Flirt mit dem Exil

Die Mandatsannahme ist eine Frage der Verantwortung.

Egal ist Heinz-Christian Strache zumindest niemandem. Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn.

Die Sympathiebekundungen Letzterer schlugen sich nun in mehr als 30.000 Vorzugsstimmen nieder, die Strache ein Mandat im EU-Parlament bescheren. Und das bringt auch die FPÖ in ein Dilemma: Es sind jene Wähler, die der FPÖ treu geblieben sind und ihr das halbwegs passable Ergebnis ermöglicht haben. Sie zu verärgern, kann sich die Partei nicht leisten. Allerdings: Strache ist auch nicht mehr tragbar. Das werden auch die neuen Parteichefs Hofer und Kickl so sehen.

Ob Strache das Mandat annimmt, ist unklar. Abgeneigt ist er aber dem Vernehmen nach nicht. Zuletzt zeigt er sich im Kampf- und Opfermodus. Dass er so viel Wählerzuspruch bekommt, bestärkt ihn. Er sehe sich seinen Wählern in der Pflicht, sagt ein Vertrauter.

Diese selbstbewusste Haltung ist der FPÖ aber auch Dorn im Auge. Vor allem die FPÖ-Länderspitzen sind der Meinung, dass sich Strache lieber ruhig verhalten sollte. Immerhin muss man nach der (von Strache maßgeblich verursachten) Katastrophe irgendwie eine Wahl schlagen.

Vielleicht sollte sich Strache das Ibiza-Video einfach noch einmal ansehen, um zu verstehen, was er angerichtet hat. „Ohne unschöne Bilder wird es wohl nicht gehen“, sagte einmal ein gewisser Sebastian Kurz.

anna.thalhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2019)

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