Türkische Hochzeit

Jetzt haben die Türken und die Deutschen also auch ihre Präsidenten-Hochzeit.

Gut, es ging diesmal um den deutschen Fußballspieler Mesut Özil, der eine ehemalige Miss Türkei in Istanbul geehelicht hat – und als Trauzeuge kam bekanntlich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, hielt eine kurze Rede und verschwand samt Armada von Sicherheitsleuten auch rasch wieder. Die öffentliche Hochzeit sorgt also für Schlagzeilen. Vor allem weil Özil ja einst die Rote Karte bekommen hat, dafür, dass er dem autoritären Präsidenten in London seine Aufwartung machte und ihm ein signiertes Leiberl schenkte. Wir Österreicher können uns bei solchen Präsidenten-Hochzeiten ja entspannt zurücklehnen und sagen: „Haben wir alles schon gehabt.“ Zwar war es bei uns kein Fußballspieler, sondern eine Außenministerin. Zwar war es nicht der türkische Präsident, sondern der „lupenreine Demokrat“ (© Gerhard Schröder) Wladimir Putin. Gut. Über diese politischen Operetten können wir ja mittlerweile nur milde lächeln. Wir sind ja mehr für die große Staatsoper. Komische Oper zwar, aber politisch doch etwas folgenreicher als so eine Präsidenten-Hochzeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2019)

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