Vom Kommen und Gehen

Wolfgang Greber
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Der Himmel war blau, von der Weide am Berghang dampfte es warm und da war mittendrin diese Geburt. Gewaltiges Ereignis.

Der Himmel war blau und man sah vom Hang der grünen Weide auf dem Bödele, dem Hausberg von Dornbirn, den sich die Stadt im Rheintal mit der Wäldergemeinde Schwarzenberg teilt, weit ins Hügelland des Allgäus, auf die Berge des Bregenzerwaldes und, hinter dunkelgrünen Baumgruppen, auf den blauen Spiegel des Bodensees.

Vom Gras dampfte es warm hoch, als wir als Wanderergruppe jüngst an einem Julitag völlig zufällig Zeugen wurden, wie eine Kuh ein Kalb gebar, einfach so am Hang, in einer erdigen Kuhle in der prallen Sonne, ohne menschliches Zutun. Der Kopf sah schon heraus, als die drei Buben (alle um die acht Jahre alt) es bemerkten, dann ging's schnell, ein Drücken, ein Pflatschen, ein gewaltiger Guss aus Fruchtwasser, da lag's auf der Erde, zittrig, rötlich und dünn. Die Mutter leckte es ab, die Buben tauften es in großer Geste und mit viel Zeremoniell „Schmusi".

Eine halbe Stunde später stand es, ziemlich kurz, aber doch. Wird schon. Wir gingen etwas benommen, aber auch irgendwie erhobenen Geistes, weiter.

Jüngst, beim Radeln in den heißen Ebenen im Südosten von NÖ, war da der Maulwurf. Er lag rücklings starr auf dem Asphalt in der Sonne, die Schaufelhändchen von sich gespreizt. Wog fast nix, das schwarze pelzige Ding. Dann das zerzauste Bündel aus braunen Federn und reifenzermanschtem Körper, ein Fasanenweibchen. Da war der Rüttelfalke, der herabstieß auf ein Zuckerrübenfeld und wieder hochflog mit einer zappelnden Maus in den Fängen. Ich weiß noch gut, wie einmal auf den Falklands eine riesige braune Raubmöwe vom Himmel fiel wie ein Schwert und ein Pinguinbaby aus einem Nest der Kolonie holte, die Mutter schaute nur hilflos herum und piepste. Gestern das Rindersteak im Eisfach.

Wie alles kommt und geht. Das Leben und so. Keine Ahnung. Immer noch. (wg)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2019)

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