Kreuzstreit: Lehre für Häupl & Schönborn

Das 40 Meter hohe Papstkreuz im Wiener Donaupark sollte aus Sicherheitsgründen demontiert werden. Dies wurde nun gestoppt.

Das hat Michael Häupl (im Vorwahlkampf) und Christoph Schönborn (noch mit der Bewältigung des Missbrauchsskandals beschäftigt) gerade noch gefehlt: ein Wiederaufflammen des Streits um das Kreuz. Diesmal geht es nicht um das christliche Symbol in Kindergärten, Schulen, Gerichten oder auf Berggipfeln, sondern um das Papstkreuz, das heute in einer eher verwilderten Ecke des Wiener Donauparks emporragt. Und an ein Großereignis erinnern soll, das 1983 auf der Wiese davor stattgefunden hat: eine Messe vor 350.000 Mitfeiernden. Hauptzelebrant war Johannes Paul II., damals auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit in Österreich.

Vor eineinhalb Jahren wurde in diskreten Gesprächen zwischen der Stadt als Grundstückseigentümerin und der Erzdiözese als Errichterin des Kreuzes dessen Demontage beschlossen. Die Sanierung wurde mit 400.000 Euro als zu teuer empfunden. Stattdessen sollte ein kleineres Denkmal an das Ereignis erinnern, wurde vereinbart – wieder alles sehr diskret. Allzu viel Diskretion, allzu viel Intransparenz – beides beiden Betroffenen, Stadt Wien wie katholischer Kirche, alles andere als fremd – hat ihren Preis. Als wenige Tage vor Beginn der Demontagearbeiten das Vorhaben ruchbar wurde, setzte Sperrfeuer ein. Auch Lokalpolitiker kämpften für den Erhalt – verbal, Finanzierungsangebote sind von ihnen nicht überliefert. Die Chance für eine sachliche Diskussion war verspielt. Eine nützliche Lehre für Stadt Wien und katholische Kirche?


dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2010)

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