Die Venusfalle und die Steuerzahler

Das Strafverfahren gegen 13 Tierschützer ist eines der aufwendigsten der neueren österreichischen Justizgeschichte.

Die Kosten der Ermittlungen werden auf knapp fünf Millionen Euro geschätzt. Der im Landesgericht Wiener Neustadt seit März laufende Prozess verzeichnet bereits 52 Verhandlungstage. Doppelt so viel könnten es werden. Hunderte Zeugen werden aufgeboten. Alles, weil der Staatsanwalt Verurteilungen wegen der Mitgliedschaft in einer „Mafia-Organisation“ beantragt und weil die Polizei offenbar unter Einsatz aller nur erdenklichen Mittel eben diese Anklage aufzubereiten versuchte.

Aus der Riege der verdeckten Ermittler, mit denen die Tierschutzszene infiltriert wurde, sticht nun eine Grazerin mit dem filmreifen Decknamen Danielle Durand heraus. Sie warf sich einem verdächtigem Aktivisten an den Hals. Und erfuhr nach monatelangem Ganzkörpereinsatz – gar nichts. Und das, obgleich sie innerhalb der Szene praktisch immer und überall dabei war. Ihre Protokolle werden von der Polizei als bedeutungslos eingestuft und – vorerst – dem Gerichtsakt vorenthalten. Sex auf Staatskosten. Bemerkenswert, nicht nur in Zeiten knapper Budgets.

E-Mails an: manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)

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