Kärnten ist zweisprachig

Zwischen Deutschenkult und Partisanen-Nostalgie: Ein Land findet seinen Frieden.

Ob es an der Anziehungskraft der deutschen Sprache an sich lag, daran, dass diese in der Monarchie die bestimmende war, oder daran, dass im deutschen Sprachraum Millionen Menschen leben, denen man sich zugehörig fühlen wollte – einen Grund muss es gegeben haben, dass die Petautschnigs, Golautschnigs und Posratschnigs Deutsche sein wollten und die Sprache ihrer Vorväter, das Slowenische, gering schätzten.

Es hat bis in unsere Tage gedauert, um in Kärnten wieder übereinzukommen, dass das Land zwei Sprachen hat. Das ist das wahre Verdienst der Ortstafelverhandler.

Der Zerfall KP-Jugoslawiens – das sei gerade angesichts der Partisanen-Nostalgie dieser Tage erwähnt – war ein entscheidender Wendepunkt. Wer beim neuen slowenischen Nachbarn isst und trinkt, bemerkt, dass dieser ähnlich denkt, sich ebenso anstrengt, um in der freien Welt voranzukommen, der wird seine Vorurteile auch gegenüber jenem vor der Haustüre ablegen. Wenn jahrelange Feinde der Volksgruppe wie Heimatdienst-Chef Feldner die Fronten wechseln, dann wird offenbar, welcher Wandel sich hier vollzogen hat.

Freilich: Man hätte noch großzügiger sein können. Doch letztlich sind die Tafeln nur eine symbolische Zier.

oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2011)

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