Sanierung auf amerikanisch

Will Deutschland den Autobauer Opel retten, könnte ein Blick über den Atlantik helfen.

Als General Motors Ende 2008 vor der Insolvenz stand, verfasste Rick Wagoner einen Gastbeitrag für das „Wall Street Journal“. Darin betonte der Firmenchef, 30Prozent der Beschäftigten gefeuert zu haben. Und dass weiteren zehn Prozent dasselbe Schicksal nicht erspart werden könne. „GM hat deshalb Staatshilfe verdient“, fasste Wagoner zusammen.

Der Artikel sorgte für Entrüstung. Trotzdem segnete die US-Regierung das Sanierungskonzept ab und verabreichte dem Detroiter Konzern milliardenschwere Kapitalspritzen. GM reorganisierte sich, legte 2010 den weltgrößten Börsengang hin, überholte Toyota erneut als größten Autobauer und schreibt wieder schwarze Zahlen. Und was noch wichtiger ist: Die Firma stellt wieder Mitarbeiter ein und will schon bald mehr Menschen Arbeit geben als vor der Insolvenz.

Deutschland wählte mit Opel einen anderen Weg: Als General Motors 2009 über Werkschließungen nachdachte, versprach Berlin dem Konzern eine Mitgift in Form von Bürgschaften – wenn nur bloß kein einziges Werk stillgelegt werde. Wohin dieses „Sanierungsverbot“ führte, lässt sich an den jährlich wachsenden Verlusten von Opel ablesen.

Dem deutschen Autobauer bleiben nun zwei Möglichkeiten: die Reorganisation weiter hinauszuzögern und darauf zu warten, eines Tages zugesperrt zu werden. Oder ein schmerzhaftes, aber nachhaltiges Sanierungskonzept zu erarbeiten und sich mit der Mutter aus den USA auf eine rosige Zukunft zu freuen.


stefan.riecher@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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