Leitartikel

Trump in Asien: Wie man einen Egomanen um den Finger wickelt

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Die Asien-Reise des US-Präsidenten lässt Staaten zurück, die an der Führungs- und Schutzmacht Amerika weiterhin zweifeln. Davon wird China profitieren.

Mit Nervosität, Neugier und Sorge blickte ganz Asien auf den exzentrischen Gast aus Washington, der mehr als eine Woche durch den Osten und Südosten des großen Kontinents getourt war. Die Hauptfrage, die sich nicht nur die Verbündeten der Amerikaner in der Region stellten, war: Ist dieser Donald Trump vertrauenswürdig, kann man sich auf die USA unter seiner Führung noch verlassen? Eine Antwort darauf haben sie nicht bekommen. Für viele war es schon ein Verdienst des US-Präsidenten, dass er zumindest in Tokio, Seoul und Peking nicht ausgerastet ist, sondern sich an die Skripts seiner Asien-Experten hielt.

In Taipeh wurde besonders darauf geachtet, was Trump mit seinem Gastgeber, Xi Jinping, in der Taiwan-Frage besprach. Klar, für Trump ging es bei dieser Asien-Reise vor allem darum, die Region gegen Nordkorea und seine Atomrüstung zu mobilisieren. Die entsprechende Rede im Parlament in Seoul klang für Trump'sche Verhältnisse sogar gut dosiert. Selbst China hat Trump zuletzt dabei geholfen, die Sanktionsschrauben gegen Nordkorea fester anzuziehen. Aber die Chinesen werden dabei nur so weit mitmachen, wie es in ihrem Interessen ist. „China first“ war schon ihr Motto, als Donald Trump in New York noch Häuser baute.

So trichterten sie ihrem Gast aus den USA auch ein, dass für sie das „Ein-China-Prinzip“ das Wichtigste, dass Taiwan eine abtrünnige Provinz sei und man auf eine Unabhängigkeitserklärung der Insel mit militärischen Mitteln antworten würde. Immerhin sind die USA und im Hintergrund auch Japan die Schutzmächte Taiwans. Offiziell ist kein Ausrutscher Trumps in dieser hochsensitiven Frage bekannt geworden. Im Weißen Haus weiß man genau, wie stark die Taiwan-Lobby im Kongress ist – und im Moment ist gerade wieder ein großes Waffengeschäft mit den USA zur Verstärkung der Verteidigung der Insel in Vorbereitung. Das will sich der selbst erklärte „Dealmaker“ gewiss nicht vermiesen lassen.

Inzwischen ist in sämtlichen Hauptstädten der Welt längst bekannt, wie gern sich der US-Präsident umschmeicheln lässt, wie sehr er auf Glanz und Gloria, Pracht und Herrlichkeit steht. Entsprechend zogen die Chinesen alle Register. Ein Staatsbankett in der Verbotenen Stadt – und Trump schmolz dahin, lobte Präsident Xi als „ganz besonderen Mann“, auf den seine Untertanen sehr, sehr stolz seien. Ein entsprechendes Gegenlob für Trump blieb aus.

Das ist es dann auch, was bei vielen Beobachtern dieses Besuchs Kopfschütteln ausgelöst hat: dass der Führer der nach wie vor stärksten Macht der Welt vor dem Führer der aufsteigenden Weltmacht derart gebuckelt, sich offenkundig jeglicher Kritik an den negativen Seiten der Volksrepublik China enthalten hat – der sich verschlechternden Menschen- und Bürgerrechtslage, der fehlenden Rechtsstaatlichkeit, dem zunehmend aggressiveren Auftreten Chinas gegenüber den Staaten Ost- und Südostasiens, ihrem territorialen Anspruch auf das gesamte Südchinesische Meer, untermauert mit dem Ausbau von Militärstützpunkten auf künstlichen Inseln.

Die USA wurden von den Ländern der Region bisher als Gegenmacht gegen die imperial anmutenden Ambitionen Pekings angesehen. Die Amerikaner sind es, die mit Japan, Südkorea und Australien eine Allianz bilden, die Chinas allzu forschem Auftreten entgegenwirken kann. Nur, Trump unterließ es, in Peking darauf dezidiert hinzuweisen. Insofern fühlen sich die Staaten der Region nach dem Besuch des US-Präsidenten gewiss nicht sicherer, sondern ihre Zweifel an der Schutzmacht Amerika werden sich wohl noch verstärkt haben.

Trump wird sich nach seiner Heimkehr wie immer mit Selbstlob überhäufen, seine beispiellosen Erfolge preisen. Aber er lässt nachdenkliche, am Kurs der USA zweifelnde Staaten in der Region zurück. Sie trauen zwar China nicht, sehen aber klar, wie die Volksrepublik immer stärker, einflussreicher, tonangebender im Weltgeschehen wird. Und wie sie einen nach Anerkennung heischenden Egomanen nach allen Regeln der Kunst um den Finger zu wickeln imstande ist.

E-Mails an: burkhard.bischof@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2017)

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