Leitartikel

Die rote Schmetterlingsjagd

Die SPÖ hat große Fragen zu oft vertagt, um niemanden zu vergrätzen. Diesmal müssen den Debatten echte Richtungsentscheidungen folgen. Auch wenn das zu Personal-Kollateralschäden führt.

Die SPÖ hat ein Talent für Zitate, die man auch auf T-Shirts drucken könnte. Erst meinte Pamela Rendi-Wagner am Wahlabend: „Die Richtung stimmt.“ Nun erklärte der neue Bundesgeschäftsführer in der „ZiB 2“ das Wahlminus mit: „Man kann nicht innerhalb von vier Monaten darstellen, wofür die SPÖ steht.“

Folgt man der Logik von Christian Deutsch, endet der Text hier. Denn nie im Leben reichen so wenige Zeilen für eine so komplizierte Partei. Womit wir schon beim Kern des roten Problems wären. Offenbar war die SPÖ im Wahlkampf nur ehrlich. Sie hat dem Wähler vermittelt, wie sie sich selbst „fühlt“, nämlich: unentschlossen. Von Parteifinanzen, über Klimaschutz bis zu Koalitionsbedingungen: Vieles blieb widersprüchlich. Das gilt auch für das Verhalten der Parteichefin (freundlich bis untergriffig) wie für die Bestellung von Deutsch. Denn jener Mann, der „Bewegung in die Bewegung“ bringen will, ist einer, der lang eine ruhige Basis präferierte und quasi im Nebenjob dafür sorgen soll, dass sich die Bundespartei im Wien-Wahlkampf schön artig verhält. Dabei liegen Fragen auf dem Tisch, die zu wilden Debatten taugen. Und nein, es geht nicht nur um die innere Struktur der Partei (Basis-Mitsprache versus effizienter Apparat), sondern um Grundsätzliches. Wenn auch nicht um Neues. Neu wäre aber, wenn man sich auf Antworten einigen könnte.

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