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Wie Macron zum sexuell missbrauchten Psychopathen wurde

Fake News aus Russland und die Ferndiagnose eines italienischen Psychologen: Über die Propaganda gegen Frankreichs Staatschef.

Hoch seriös und professoral wirkt der Psychologe und Psychotherapeut Adriano Sagatori, wie er da mit Anzug, Krawatte und gefalteten Händen vor seinen Bücherstapeln und Bücherregalen sitzt, genau so, wie man sich immer noch gern einen Professor vorstellt – und vor aller Youtube-Welt seine Diagnose über Emmanuel Macron abgibt: Der nunmehrige französische Staatspräsident sei ein sehr gefährlicher Narzisst und „Psychopath“ mit Allmachtswahn und ohne Gewissen. Aufgrund schweren sexuellen Missbrauchs durch seine um 24 Jahre ältere Lehrerin und jetzige Ehefrau sei er als Jugendlicher abrupt in seiner psychischen Entwicklung stecken geblieben. Damals, so Sagatori, habe Macron auch angefangen, eine Haltung des „Alles ist erlaubt“ zu entwickeln.

Alles ist erlaubt - offenbar für die Anti-Macron-Propaganda. Sagatori genügten Biografie und Bilder von Macron für sein Urteil – und ein Weltbild, das sich auch aus seinen reaktionären und europafeindlichen Beiträgen etwa im rechtsrechten Online-Magazin Destra.it erschließt. Dennoch oder gerade deshalb ist das angebliche Expertenvideo seit der Endphase des französischen Wahlkampfs ein wichtiges Propagandainstrument einschlägiger sozialer Netzwerke gegen Macron. Es hat, vermutet man, sogar die Strategie Marine Le Pens im TV-Duell gegen ihren Kontrahenten beeinflusst und in Russland – woher die französischen User einen großen Teil ihrer Anti-Macron-Propaganda bezogen haben – auch seinen Weg in die auflagenstarke Tageszeitung Komsomolskaja Prawda gefunden.

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