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Merke: Die Kunde hat immer recht!

Muss der Kunde immer ein Mann sein? Plädoyer für ein wörtliches Comeback der Kundschaft.

Scherzt nicht mit Namen! Das rufe ich allen Kollegen zu, die aus dem Namen Krämer feuilletonistischen Gewinn ziehen wollten oder wollen. So, und mit Vornamen Marlies, heißt nämlich die Saarländerin, die vor dem deutschen Bundesgerichtshof vergeblich darauf bestanden hat, dass ihre Sparkasse sie als Kundin, nicht als Kunden bezeichnen möge. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat sie und ihre Leser unter dem Titel „Die Krämerin“ über den Unterschied zwischen grammatischem und biologischem Geschlecht belehrt, mit guten Beispielen: etwa dass ein entführter Mann es nicht als Missachtung sehen müsse, wenn er als „die Geisel“ bezeichnet wird.

Dennoch: Solche Belehrungen kommen bei den Geschulmeisterten oft schlecht an, wie ich aus Erfahrung weiß. Diesfalls können wir sie uns ohnehin sparen, denn die gute alte Muttersprache hält eine Lösung bereit: In Wien sagten die Greißlerinnen (und wohl auch die Krämerinnen) zumindest vor 37 Jahren noch „die Kunde“. Ich kann das bezeugen, denn damals hatte ich meinen ersten Ferialjob: in einer Filiale der Firma Kunz, geleitet von der mir unvergesslichen Frau Kratochwil. Sie nannte mich ob meiner Ungeschicklichkeit beim Wurstschneiden und Milchpackerlschlichten gern ihren Sargnagel und schärfte mir ein: „Thomas, merk dir eines: Die Kunde hat immer recht!“

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