Armeniens unbemerkter Wandel

In Eriwan feierten die Menschen bis spät in die Nacht - die Begeisterung über die Kraft der Veränderung ist für viele berauschend.

Bis tief in die Nacht hinein dauerten die Jubelfeiern der Armenier nach der Kür von Nikol Paschinjan zum neuen Premierminister. In Eriwan gaben Autofahrer Hupkonzerte, Jugendliche tanzten auf den Straßen und die Demonstrationsteilnehmer der letzten Wochen, Männer, Frauen und Jugendliche, fotografierten sich stolz auf dem Republiksplatz mit der um den Rücken gehängten Nationalflagge.

Weitgehend unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit hat sich in der Südkaukasusrepublik ein Wandel vollzogen, der bedeutend ist für die ganze Region. Denn gerade Armenien galt lange Zeit als ein Staat, den eine alte, postsowjetische Elite wirtschaftlich und politisch fest im Griff hat. Die vergangenen Wochen der weitgehend friedlichen Proteste und der hart erkämpfte Triumph der Regierungskritiker fühlen sich nun für viele wie ein Befreiungsschlag an. Ja, es ist ein kleiner Schritt, die Arbeit beginnt gerade erst. Und es wird naturgemäß Rückschläge und Enttäuschungen geben.

Dennoch gilt: In einer Gesellschaft, die von Armut, wirtschaftlicher Stagnation und einem ungelösten Konflikt gelähmt ist, ist die Suche nach Alternativen immens schwierig. Doch die Armenier haben sich dazu aufgemacht. Dass Menschen selbst etwas bewegen können, dass jede Stimme zählt, ist eine nicht zu unterschätzende Erkenntnis, gerade am abschüssigen Rand Europas.

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